Das Humboldt Forum in Berlin wartet nach der digitalen Eröffnung auf Lockerungen der Corona-Maßnahmen und damit die ersten echten Besucher. "Wir werden gerade zum Start ohnehin erstmal eine Menge Erfahrungen sammeln müssen", sagte Generalintendant Hartmut Dorgerloh der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Insofern hat es auch Vorteile, dass wir coronabedingt vermutlich mit weniger Publikum starten müssen."
Zugleich gibt sich Dorgerloh zuversichtlich. "Wir würden das zwar schon schaffen mit einem Ansturm. Allerdings wäre die Fehlerquote und damit die Unzufriedenheit größer. Und irgendwann haben wir dann hoffentlich die 10 000 Besucherinnen und Besucher am Tag, für die das Haus maximal ausgelegt ist."
Das 677 Millionen Euro teure Zentrum für Kultur, Kunst und Wissenschaft nutzen unter Dorgerloh künftig zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin und die Humboldt-Universität. Gezeigt werden nach den bis Ende 2021 geplanten Öffnungsschritten Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins. Das rund 40 000 Quadratmeter umfassende Gebäude nach Plänen des italienischen Architekten Franco Stella steckt hinter der viel kritisierten rekonstruierten Fassade des Hohenzollernschlosses.
Verschiebung internationaler Projektarbeit
Die größten Auswirkungen seit Beginn der Corona-Pandemie sieht Dorgerloh in der internationalen Projektarbeit. "Bis sich hier wieder eine Art Normalität einstellt, wird es wohl noch eine Weile dauern." So könnten zum Beispiel keine Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt für Projekte eingeladen werden. "Aber natürlich wollen wir, dass First Nations aus der ganzen Welt nach Berlin kommen und hier im Haus ihre Expertise einbringen können. Das wird jetzt entsprechend verschoben."
Es sei zwar möglich, eine Diskussion mit Studiogästen im Senegal, in Madagaskar oder Alaska zu führen und sie zuzuschalten. "Aber das ist kein Ersatz für die wirklich lebendige oder leibhaftige Begegnung mit den Kolleginnen und Kollegen, die wir hier haben wollen", sagte Dorgerloh.
Bei der Ausstellungsplanung sei das Problem kleiner, da müsse man ohnehin flexibel sein. "Wenn etwa Leihgaben nicht kommen können, dann findet man entweder einen Ersatz oder fertigt eine Abbildung von dem Objekt an, oder man entscheidet sich bewusst für eine Leerstelle."
Die für Mai geplante große Elfenbein-Ausstellung "Schrecklich schön" sei momentan nicht betroffen. "Die Leihverträge für die Exponate sind entsprechend terminiert, und wir hoffen, dass wir den Termin einhalten können", sagte Dorgerloh. Konkrete Auswirkungen gebe es bei Ausstellungen, die im Januar hätten starten sollen. "Beim höchst fragilen Silberschiff aus dem ehemaligen Schloss, eine Leihgabe aus der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, das im Videopanoramasaal zu sehen sein wird, haben wir darum gebeten, dass es erst noch einmal dort bleiben kann." Es sei ja unklar, ob noch 60 oder 200 Tage gewartet werden müsse. "Je später wir da die Verantwortung für die Objekte übernehmen, umso besser."