Denkmal-Umgestaltung

Welche Ehre, welches Vaterland?

Die Universität Innsbruck will zum 350. Geburtstag ihre Vergangenheit aufarbeiten. Dazu gehört auch die Umgestaltung eines Ehrenmals für Kriegsgefallene von 1926. Der Aktionskünstler Flatz hat dem Monument den Militarismus ausgetrieben  

Die Begriffe sind in Stein gemeißelt. "Ehre, Freiheit, Vaterland" steht auf dem Sockel des Ehrenmals für Kriegsgefallene vor der Universität Innsbruck. Obendrauf sitzt das österreichische Wappentier, ein kolossaler Adler aus Kupfer. Das 1926 vom Architekten Lois Welzenberger gestaltete Monument erinnerte ursprünglich an die toten Studierenden der Universität im ersten Weltkrieg, später wurde der Gedenkraum auch auf den zweiten Weltkrieg ausgeweitet, 1984 wurde zusätzlich eine Tafel für den von den Nazis geköpften Innsbrucker Widerstandskämpfer Christoph Probst angebracht. 

Trotz der erweiterten Bezüge des Denkmals sorgte das Werk wegen seiner ursprünglich deutschnationalen Ausrichtung immer wieder für Proteste unter den Studierenden. 2010 wurde der militaristische Adler beispielsweise mit pinker Farbe überpinselt. Zum 350. Geburtstag will die Universität Innsbruck nun ihre Geschichte aufarbeiten, und dazu gehörte auch ein Wettbewerb zur Umgestaltung des umstrittenen Denkmals. Gewonnen hat der berühmte wie berüchtigte Aktionskünstler Flatz, der mit seiner Dogge Hitler über die Documenta spazierte oder sich nackt vom Publikum mit Dartpfeilen bewerfen ließ.

Blumen für den Metallvogel

Flatz treibt dem Innsbrucker Monument die Eindeutigkeit aus. Vor die Begriffe "Ehre", "Freiheit" und "Vaterland" hat er das blutrote Wort "welche" montiert. Aus der Behauptung wird also eine Frage. Der Glorifizierungsort wird zur Diskussionsgrundlage. An wen wollen wir uns erinnern? Welches Vaterland meinen wir, welche Ehre und welche Freiheit? Den Kupferadler hat Flatz unangetastet gelassen, nun liegt dem Metallvogel allerdings eine weiße Rose als Friedenssymbol zu Füßen. 

Immer öfter setzen sich zur Zeit Städte mit dem Erbe ihrer Denkmäler auseinander. Meist sind es zeitgenössische Künstler, die nach Alternativen zu nationalistischen oder militaristischen Erinnerungsorten suchen. Warum diese Diskussion wie in Innsbruck in den öffentlichen Raum gehört - und eben nicht in die Museen -  lesen Sie hier.