Rund 20 Fotografinnen, darunter die Gründerinnen Kirsten Becken und Veronika Faustmann, haben sich zum Kollektiv Female Photographers zusammengetan. Mit ihrem selbstverwalteten Netzwerk möchten sie einerseits eine internationale Plattform für Künstlerinnen schaffen, die einen kreativen Austausch über Ländergrenzen hinweg ermöglicht. Andererseits geht es ihnen um die Sichtbarkeit und Sichtbarmachtung von Künstlerinnen. Denn auch innerhalb einer bereits stark vernetzten internationalen Kunstszene seien es vor allem männliche Netzwerke und Künstler, die vermehrt Beachtung und Raum finden, um ihre Arbeiten zu präsentieren. Und diese Arbeiten seien zudem meist durch einem männlichen Blick geprägt, der uns auch auf Werbeplakaten, in Filmen und auf Fotografien begegne. Oftmals ohne, dass wir diesen bewusst wahrnehmen.
Fotografieren Frauen anders als Männer?
In einem Interview mit dem Deutschlandfunk erzählt Mitbegründerin Kirsten Becken, dass es ihnen zwar nicht um einen "weiblichen Blick" gehe. Entscheidend sei für sie hingegen die Frage, wer für wen fotografiere und an wen sich das Foto als Endprodukt richte. Das Kollektiv positioniert sich daher bewusst subjektiver: "Es geht um die Perspektive und um die Schieflage in unserer Gesellschaft, das Verständnis von Sexualität in unserer Gesellschaft. Und genau diese Themen um Körper herum, um Wahrnehmung und Gesellschaft herum sind unserer Ziele."
Das erste gemeinsame Buchprojekt mit dem Titel "Body" dreht sich deswegen auch um die Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher Repräsentation von Frauen und ihrer eigenen selbstermächtigenden Perspektive als weibliche Kreative. Mittels Fotografie möchten sie erforschen, wie professionelle Künstlerinnen noch als solche wahrgenommen werden, wenn sie zugleich Mütter sind. Inwiefern die durch den männlichen Blick gefilterte Werbung bestimmte Körperideale verstärkt oder warum die Wahrnehmung von Sexualität in der Aktfotografie durch Perspektivwechsel verändert werden kann. Dabei verstehen sich die Female Photographers auch als Vorbilder. Mithilfe ihres Netzwerks möchten die Fotografinnen dem männlichen Blick auf "die Frau" starke feministische Positionen gegenüberstellen.
Queer-feministische Netzwerke gewinnen mehr und mehr an Sichtbarkeit. Dass das jedoch mit viel (unbezahlter) Arbeit verbunden ist, bleibt auch für das neue Kollektiv Female Photographers ein großes Thema. Sie suchen daher mittels Crowdfunding-Kampagne Unterstützerinnen und Unterstützer, um zukünftige Buch- und Ausstellungsprojekte realisieren und ihr Netzwerk längerfristig erweitern zu können.