Die US-Sicherheitsbehörde FBI hat am Freitag vergangener Woche alle 25 Exponate einer Basquiat-Ausstellung im Orlando Museum of Art sichergestellt. Einem Bericht der "New York Times" zufolge kamen bei mindestens einem der Werke Zweifel an dessen Echtheit auf. Die Ermittler überprüfen demnach auch die Herkunftsgeschichte der Sammlung. Dem Kunstschätzungsunternehmen Putnam Fine Art and Antique Appraisals zufolge sollen die Werke etwa 100 Millionen Dollar wert sein, falls sie echt sind.
Die Schau "Heroes & Monsters: Jean-Michel Basquiat" beleuchtete das Leben und Werk des New Yorker Künstlers, der 1988 im Alter von 27 Jahren gestorben war. Sie lief schon seit Monaten und sollte noch im Juni enden. Danach hätten die Werke nach Italien weiterwandern sollen.
Das Gemälde "Untitled (Self-Portrait or Crown Face II)" war offenbar ein Anlass für den Fälschungsverdacht. Es wurde auf die Rückseite eines Versandkartons aus Pappe gemalt. Auf diesem befindet sich die Anweisung "Hier die Oberseite des FedEx-Versandetiketts ausrichten“"– in einer Schriftart, die laut einem Designer, der für das Versandunternehmen Federal Express arbeitete, erst 1994 verwendet wurde. Zu diesem Zeitpunkt war Basquiat bereits sechs Jahre tot. Durch forensische Erkenntnisse sei die Echtheit mindestens eines Stückes in Frage gestellt, steht dem Bericht zufolge in der eidesstattlichen Erklärung für den Durchsuchungsbefehl, der von einer FBI-Agentin unterzeichnet wurde.
Zweifel an Geschichte um Vorbesitzer der Werke
Ein weiteres Problem: Die Werke der Ausstellung teilen sich eine offizielle Herkunftsgeschichte – und an dieser gibt es nun Zweifel. Sowohl der Museumsbesitzer Aaron De Groft als auch die Eigentümer der Bilder gaben dem Medienbericht zufolge an, dass Basquiat die Arbeiten 1982 gemalt habe. Der Künstler habe die Werke für lediglich 5000 US-Dollar an einen inzwischen verstorbenen Drehbuchautor, Thad Mumford, verkauft. Er habe sie eingelagert und 30 Jahre lang vergessen, bis die Miete für die Lagerung nicht mehr gezahlt worden war. Daraufhin seien die Kunstwerke beschlagnahmt und versteigert worden.
Schon kurz nach der Versteigerung interessierte sich das FBI offenbar für die Herkunft der Werke. In der eidesstattlichen Erklärung für den Durchsuchungsbefehl steht der "New York Times" zufolge, dass die FBI-Ermittlerin Mumford im Jahr 2014 interviewt habe. Dort habe sie erfahren, dass "Mumford nie Kunstwerke von Basquiat gekauft hat und nicht wusste, dass sich Kunstwerke von ihm in seinem Schließfach befinden".
Einer der Besitzer der Kunstwerke habe ihn gar "unter Druck gesetzt", gegen eine zehnprozentige Gewinnbeteiligung "Dokumente zu unterschreiben“, in denen er behauptet hätte, die Sammlung besessen zu haben. Stattdessen soll er 2017 dann jedoch folgende Erklärung unterzeichnet haben: "Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt in den 1980er-Jahren oder zu irgendeiner anderen Zeit mit Jean-Michel Basquiat getroffen, und zu keinem Zeitpunkt habe ich Bilder von ihm erworben."
Museum will nur "Tatsachenzeuge" sein
Ein weiterer Punkt, der gegen die Echtheit der Werke sprechen könnte: Ein Kunsthändler, unter dessen Haus Basquiat zu der Zeit des angeblichen Verkaufs der Bilder ein Studio bezogen hatte, soll gesagt haben, dass er "das Szenario der Geschichte höchst unwahrscheinlich findet".
"Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir nach wie vor keine Anhaltspunkte dafür haben, dass das Museum Gegenstand einer Untersuchung war oder ist", sagte eine Sprecherin des Orlando Museums of Art der "New York Times". "Wir sehen unsere Beteiligung weiterhin nur als Tatsachenzeugen". Die Ermittlungen des FBI Art Crime Teams sind noch nicht abgeschlossen. Das Museum wurde für die Öffentlichkeit geschlossen, nachdem Besucherinnen und Besucher die Untersuchung des FBI beobachtet hatten.