Das Papier sei "Teil des Problems", sagte er der "Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen" (HNA, Dienstag). "Die Wissenschaftler haben gewollt oder ungewollt die Legende von einer Documenta fortgeschrieben, die pausenlos die rote Linie überschritten hat." Das habe mit der Ausstellung, wie sie von den Besuchern wahrgenommen werden konnte, wenig zu tun.
"Es gibt wahrlich genug an der Documenta Fifteen, was kritisch diskutiert werden könnte, durch die öffentliche Debatte aber verdeckt wurde. Daran hat der Expertenbericht letztlich mitgewirkt", erläuterte Farenholtz. Der Kulturmanager hatte die Geschäftsführung der Ausstellung zeitweise übernommen, nachdem Generaldirektorin Sabine Schormann ihr Amt im Zuge des Antisemitismus-Skandals niedergelegt hatte.
Das Experten-Gremium, das zu dessen Aufarbeitung berufen worden war, veröffentlichte im Februar einen Bericht, in dem es die Vorfälle bei der Weltkunstausstellung vor allem auf strukturelle Schwächen zurückführt. Die Wissenschaftler empfehlen unter anderem eine Professionalisierung des Aufsichtsrates, in dem derzeit die Stadt Kassel und das Land Hessen vertreten sind. So sollten Vertreterinnen und Vertreter des Kunstbetriebs Sitze übernehmen. Zudem solle der Bund seine Sitze wieder wahrnehmen. Die Bundeskulturstiftung hatte sich 2018 aus dem Gremium zurückgezogen, fördert die Schau aber weiterhin mit 3,5 Millionen Euro.
Farenholtz plädiert für eine Strukturreform
Auch Farenholtz plädiert für eine Strukturreform. "Der Aufsichtsrat sollte eine andere Zusammensetzung finden. Die Politik muss nicht raus, aber ich fand es immer besser, wenn die Politik nicht die Sprechkultur eines Gremiums bestimmt hat", sagte der 69-Jährige. Das sei bei der Documenta zu sehr der Fall.
Die Documenta gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst. Die 16. Ausgabe der Schau soll vom 12. Juni bis 19. September 2027 in Kassel stattfinden.