Auf der Berliner Museumsinsel ist es erneut zu einem Fall von Vandalismus gekommen. Dabei wurde die große Granitschale im Lustgarten vor dem Alten Museum beschmiert. Die Einsatzkräfte nahmen in der Nacht zum Samstag einen 17-Jährigen und einen 21-Jährigen vorübergehend fest, um deren Personalien aufzunehmen. Ermittelt wird nun wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung.
Nach Angaben der Polizei hatte ein Zeuge beobachtet, wie aus einer Gruppe heraus mit Farbe gesprüht worden sei. Später hätten Sicherheitsmitarbeiter der Museen beim Fotografieren der Schäden noch weitere Graffitis entdeckt. "Die Schriftzüge haben keinerlei politische Botschaft", berichtete die Polizei.
Einen Zusammenhang zu Angriffen auf Kunstobjekte im Inneren der Museen, die vor Kurzem bekanntgeworden waren, sehen die Ermittler derzeit nicht. "Es gibt derzeit erstmal keine Hinweise auf einen Zusammenhang", sagte eine Sprecherin.
Ermittlungen dauern an
Am Mittwoch war öffentlich geworden, dass Unbekannte in drei Berliner Museen am 3. Oktober mehr als 60 Objekte mit einer Flüssigkeit beschädigt hatten. Betroffen waren das Neue Museum, das Pergamonmuseum und die Alte Nationalgalerie. Die Taten gehen auf den 3. Oktober zurück. Unter Verweis auf ermittlungstaktische Gründe wurden sie allerdings erst jetzt öffentlich gemacht.
Die Objekte waren mit einer öligen Flüssigkeit beschädigt worden, es waren kleine Flecken zu sehen. Die Hintergründe sind weiter unklar. "Da dauern die Ermittlungen an", sagte die Polizeisprecherin. Nach den Attacken ermittelt das Fachkommissariat für Kunstdelikte im Landeskriminalamt. Wie groß der Schaden ist, war zunächst unklar.
Die Berliner Museumsinsel gehört seit 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe und beherbergt etliche Kunstschätze. Die beschmierte Granitschale soll nun von einem Restaurator überprüft werden. Der Architekt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) habe die Schale einst anfertigen lassen, sagte der Direktor der Antikensammlung, Andreas Scholl.
Neues Ausmaß an Zerstörung
Kleinere Beschmierungen habe es immer mal wieder gegeben, aber nicht in diesem Ausmaß. Im Sommer hätten sich öfter Menschen auf der Museumsinsel zu Demonstrationen, aber auch zu Partys getroffen. Es sei dann "bergeweise Müll" hinterlassen worden.
Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, forderte nicht nur einen stärkeren Schutz von Kulturobjekten, sondern auch eine gesellschaftliche Debatte. "Die markante und weltberühmte Granitschale vor dem Alten Museum ist auf fürchterliche Weise beschmiert worden", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Schale sei im Eigentum Berlins, werde aber von der Stiftung konservatorisch betreut.
"Es ist jetzt nicht mehr zu leugnen: Die Kultur wird angegriffen", sagte Parzinger. "Wir brauchen jetzt nicht nur verstärkten Schutz für unsere Schätze, wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir unsere kulturellen Werte verteidigen."
Seitdem die Schäden an Kunstobjekten im Inneren der Museen bekannt sind, wird allerdings auch über die Sicherheit in den Häusern und über die Verantwortung der Museumsführung diskutiert.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hatte am Mittwoch Aufklärung gefordert. "Es ist zu klären, wie diese vielen Beschädigungen unbemerkt vonstattengehen konnten und wie solche Angriffe in Zukunft verhindert werden sollen." Bereits vor drei Jahren war die Berliner Museumsinsel zum Tatort geworden. Damals wurde eine riesige Goldmünze gestohlen.