Der Kunstmarkt ist verrückt. Sagte David Hockney in einem Gespräch vor zwei Jahren. Seit November 2018 spielt Hockney selbst eine neue Rolle auf diesem verrückten Markt: Er hat Jeff Koons und Gerhard Richter den zweifelhaften Rang des "teuersten lebenden Künstler" abgelaufen. Sein 1972 gemaltes "Portrait of an Artist (Pool with Two Figures)" erzielte beim Auktionshaus Christie’s in New York den Rekordpreis von gut 90 Millionen Dollar (inklusive Aufgeld).
Schuld an den irrwitzigen Preisen ist vor allem ein Mann: Loïc Gouzer. Der 38-jährige Schweizer hat einen hochwirksamen Preisbeschleuniger für Auktionen entwickelt. Angefangen hat das mit der Erfindung der sogenannten kuratierten Auktion: Gouzer mischte zeitgenössische Kunst mit Gemälden von Picasso und Monet – und sorgte so für Aufmerksamkeitstransfers und neues symbolisches Kapital. Die neureichen Schichten von China bis zum Silicon Valley lockte
er durch ein popkulturelles Marketing: Für eines seiner ersten Werbevideos ließ er einen Skateboarder zwischen den Bildern im Depot von Christie’s seine Kreise ziehen.
Es war auch Gouzers Idee gewesen, den Leonardo da Vinci zugeschriebenen "Salvator Mundi" in die Auktion für zeitgenössische Kunst zu nehmen. Als Werbemaßnahme hatte er diesmal die Reaktionen der Besucher bei einer Vorbesichtigung des Gemäldes aus der Untersicht filmen lassen: ehrfürchtige, staunende Blicke unter anderem von Gouzers Freund Leonardo DiCaprio. Das Bild wurde für rund 450 Millionen Dollar versteigert.
Loïc Gouzer, der vom Auftreten her als neuer James-Bond-Darsteller durchgehen könnte, in seiner Freizeit ein passionierter Speerfischer ist und sich für die Rettung der Meere einsetzt, jagt für seine Auktionen ganz gezielt solch besonders bekannte Werke von weltweit durchgesetzten Künstlern. Anders als viele Kollegen warte er nicht geduldig, sagt Loïc Gouzer, bis eine Kokosnuss von der Palme herunterfalle. Er schüttelt die Palme kräftig.
Gouzer beschaffte für sein Auktionshaus auch das Pool-Painting von Hockney. Die PR-Abteilung von Christie’s stilisierte es zum wichtigsten, zum "ikonischen" Meisterwerk des Künstlers, das sich noch in privater Hand befindet. Selbstverständlich produzierten sie wieder ein Werbevideo, in dem das Entstehen des Gemäldes atmosphärisch nachempfunden wurde.
Auf die Frage, warum Sammler Millionensummen für Kunst ausgeben, hat Gouzer eine Antwort: Man könne sich damit schnell einen hohen sozialen Status kaufen. Und: "Wer Angst vor dem Tod hat, hält sich gerne an solche Dinge, die eben nicht sterben können."