Künstlerduo über Angriffe auf Homosexuellen-Denkmal

Elmgreen & Dragset: "Vandalismus nicht zu viel Bedeutung beimessen"

Am Wochenende wurde das Berliner Denkmal für die im Holocaust verfolgten Homosexuellen zum wiederholten Male angegriffen. Die Urheber des Werks Elmgreen & Dragset warnen jedoch davor, aus der Tat allgemeine Schlüsse zu ziehen

"Bei den letzten Vandalismus-Akten an der Gedenkstätte stellte sich heraus, dass ein und dieselbe Person hinter den Anschlägen steckte - jemand, der offenbar mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte", schreiben Michael Elmgreen und Ingar Dragset auf Monopol-Anfrage. "Es ist sehr gefährlich, allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen, und wir ziehen es vor, die Aktionen als Tat einer einzelnen Person und nicht als Symptom der öffentlichen Meinung zu betrachten."

Das Denkmal für die im Holocaust verfolgten Homosexuellen steht gegenüber vom Holocaust-Mahnmal nahe dem Brandenburger Tor im Tiergarten. Im Sichtfenster sind Videosequenzen zu sehen, zum Beispiel küssende homosexuelle Paare. Das von dem Berliner Künstlerduo Elmgreen & Dragset entworfene Monument war im Frühjahr 2008 der Öffentlichkeit übergeben worden.

Am vergangenen Wochenende war das Denkmal mit einem brennenden Gegenstand beworfen worden. Außerdem wurden dort Bibelzitate angebracht, die gegen homosexuelle Liebe gerichtet sind. Der Staatsschutz hatte die Ermittlungen aufgenommen, inzwischen wurde ein 63-Jähriger festgenommen, der laut "Berliner Zeitung" die Tat eingeräumt haben. Er soll außerdem für Übergriffe auf das Holocaust-Mahnmal Gleis 17 in Berlin-Grunewald und das Gebäude einer Initiative lesbischer Frauen im Stadtteil Neukölln verantwortlich sein. Laut der "Taz" soll es ein Bekennerschreiben mit rechtsextremen und antisemitischen Inhalten geben. Der Lesben- und Schwulenverband hatte sich in Bezug auf die Tat im Tiergarten "schockiert über die volksverhetzende Energie" gezeigt.

Letztendlich ist es besser, wenn jemand, der von homophoben Aggressionen erfüllt ist, am Denkmal durchdreht, als dass er einen Menschen gewaltsam angreift", sagen Elmgreen & Dragset. "Am besten ist es, dem Vorfall in den Medien nicht zu viel Bedeutung beizumessen und die Schäden einfach zu restaurieren."

Das Denkmal, das einer Stele des nahen Holocaust-Mahnmals von Peter Eisenman ähnelt, wurde bereits mehrmals angegriffen, seit 2019 wird es videoüberwacht.