EU-App von Olafur Eliasson

Auf einen Umwelt-Plausch mit dem Reichstag

Screenshot aus der App von Olafur Eliasson für die EU
Foto: Screenshot Monopol

Screenshot aus der App "Earth Speakr" von Olafur Eliasson für die EU

Zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft hat der Künstler Olafur Eliasson die App "Earth Speakr" veröffentlicht. Darin lassen Kinder Objekte ihre Wünsche aussprechen. Das ist ein wenig brav und schablonenhaft - könnte aber durch die Nutzer noch spannender werden 

Der Reichstag kann sprechen: "Wer hat mein' Zukunft genommen?", fragt das monumentale Gebäude mit einem sehr netten Akzent und reißt seine an Pixar-Figuren erinnernden Augen auf. Davor steht ein bärtiger gestikulierender Mann mit Brille. Es ist der Künstler Olafur Eliasson, der sich die App mit den sprechenden Dingen im Auftrag der Bundesregierung ausgedacht hat.

Anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ist in dieser Woche die App "Earth Speakr" zugänglich. Man kann damit Dingen (Baumstämmen, Pfützen, Mülleimern, Wolken …) ein Gesicht Und eine Botschaft geben. Ein Stofftiger kann um Schutz bitten, ein Frosch sagt: "Noch kannst du mich küssen!" Ein Wasserglas wispert: "Wird man mich noch in zehn Jahren trinken können?"

"Earth Speakr" ist ein witziges und gut gemachtes Spielzeug. Der Gesichts-Transfer und die Animation der Dinge funktioniert. Auch das Teilen und Ansehen der bereits veröffentlichten Botschaften, sortiert nach Themen (Tiere, Pflanzen, Recycling, Stadt,…) ist unkompliziert. Die ersten Beiträge auf "Earth Speakr" zeigen: Kinder haben große Kompetenz in Sachen Recycling. Ein ziemlich genervter Himmel über Berlin grummelt, es gebe immer noch so erwachsene Dullis, die nicht checken, dass man Müll trennen soll. Ein grüner Müllbeutel zirpt: "Lass mich nicht liegen!"

Die Kinder sagen brav die Dinge auf, die sie verinnerlicht haben

"Earth Speakr" will der Welt zeigen, was Kinder bewegt, und damit an das kollektive Gewissen appellieren. Und die Kinder sagen brav jene Dinge auf, die sie verinnerlicht haben: Die Welt ist in Gefahr, unser Handeln bestimmt, wie und ob es weitergeht. Kein Gift auf Pflanzen, Tiere schützen, Wasser sparen. Doch trotz aller Freundlichkeit und Kreativität bleibt alles bis jetzt eher schablonenhaft. Etwas wie Wut oder Subversion wird sich möglicherweise noch entwickeln, wenn die Community ein wenig herumprobiert hat.

Die App hat ein aufrichtiges Anliegen, aber niemandem ist neu, dass Kinder sich Sorgen um die Erde machen. Seit es Umweltbewusstsein gibt, werden Kinder und ihre Ängste dazu herangezogen, Probleme zu thematisieren, die von Wirtschaft und Politik verursacht werden und vollkommen außerhalb ihres eigenen Handlungsrahmens angesiedelt sind. Sie demonstrieren verzweifelt, sie tun was sie können, sie trennen ihren Müll. Sie bekommen zu hören, dass das eben alles nicht so einfach sei und nicht so schnell gehe, wie sie sich das vorstellen. Sie werden emotional angezapft und dann allein gelassen. So lange können sie mit ihren Smartphones spielen.