Die Schweiz ist ein Paradies der Architektur und Basel das Zentrum. Die sorgfältig erhaltene historische Altstadt bildet einen spannungsvollen Kontrast zu den zahlreichen Prestigebauten der weltweit bekanntesten Architekten und Architektinnen, die sich in der Stadt am Rhein – und über ihre Grenzen hinaus – verteilen. Die Route unserer kleinen Gruppe führt uns innerhalb weniger Stunden durch verschiedene architektonische Epochen und über diverse Landesgrenzen.
"Wer am wenigsten Akku verbraucht hat, gewinnt", scherzt der Mitarbeiter der Elektrovelo-Leihstation am Bahnhof, als er jeder von uns einen Schokoriegel als Energiereserve übergibt. Doch die erste Station ist nur einen Steinwurf entfernt. Dezent in das umliegende Straßenbild eingegliedert, liegt Basels Markthalle, die mit ihren verschiedenen Foodständen und Läden eine kulinarische Entdeckungsreise auf kleinstem Raum bietet. Bei ihrer Fertigstellung 1929 war dies einer der größten Stahlbetonkuppelbauten Europas, und auch jetzt machen die 60 Meter Durchmesser des Rundbaus Eindruck.
Betreut wird das denkmalgeschützte Gebäude vom "baubüro in situ". Es ist auf Umbauten und Wiederverwertung von Baumaterialien ausgerichtet und vermittelt Wissen zu zirkulären Bauprozessen. Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt auch die Architekturbranche und zeigt mit solchen Initiativen, wie ein reflektierter Umgang mit Bestehendem eine Architektur der Zukunft hervorbringen kann.
Veränderungen stehen auch anderswo an. Lange Jahre war der Novartis Campus auf dem ehemaligen Industriekomplex am Rhein nur für Mitarbeitende oder im Rahmen von geführten Touren zugänglich. Doch seit dem Frühjahr ist der neue Ausstellungspavillon täglich für die Öffentlichkeit zugänglich, im Herbst soll das gesamte Gelände geöffnet werden.
Dann werden all die Bauten von Frank Gehry, Tadao Ando, Renzo Piano, David Chipperfield oder Sanaa zugänglich, die den Hauptsitz des Pharmariesen nach dem Masterplan von Vittorio Magnago Lampugnani mitgestaltet haben. Die Dichte der Basler Architekturperlen ist eindrücklich. In fast jeder Straße deutet unsere Führerin im Vorbeifahren auf ein Gebäude, das es wert wäre, näher in Augenschein genommen zu werden.
Doch uns steht noch der Vitra Campus bevor, für den wir die Stadt in Richtung Deutschland verlassen. Nach einem Brand 1981 wurde das Gelände komplett neu aufgebaut, wobei der Sohn des Vitra-Gründerpaares Rolf Fehlbaum ein geradezu visionäres Gespür bewies: Frank Gehrys erstes Gebäude in Europa wurde hier 1989 errichtet. 1993 folgte das Feuerwehrhaus von Zaha Hadid – ihr erster Bau überhaupt. Bereits fünf Architekturbüros, die den Vitra Campus mitgestaltet haben, sind mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet worden.
Die Fahrt durchs Grüne zurück in die Innenstadt, vorbei an der Fondation Beyeler, wirkt nach so vielen Sehenswürdigkeiten wie ein Gaumenreiniger. Wir haben etliche Kilometer absolviert, der Tag neigt sich dem Ende zu. Doch es bleibt das Gefühl, nur einen Teil von Basels architektonischen Schätzen gesehen zu haben – und selbst die Akkus unserer E-Bikes sind noch nicht am Ende.