Das erste Kapitel der Ausstellungsreihe "Potential Worlds" eröffnete vergangenen März. Jetzt wird im Bereich der "Eco Fictions" im Migros Museum Zürich nach neuen Zukünften im Verhältnis von Mensch und Natur gesucht. Viel ist in diesem Jahr dazwischen passiert, das uns die Instabilität unserer Gesellschaftskonstrukte aufgezeigt hat – und damit auch die Flexibilität zur Veränderung verdeutlicht. Kunst soll hier als Experiment in technologischer, wissenschaftlicher und sozialer Hinsicht verstanden werden und spekulative Entwürfe hervorbringen, um Veränderungen zu imaginieren.
Das funktioniert vor allem in den gezeigten Videoarbeiten, wie "El Fin del Mundo" (2012) des Künstlerduos Moon Kyungwon und Jeon Joonho. In den beiden Geschichten, die parallel ablaufen, sind zwei unterschiedliche Versionen einer postapokalyptischen Welt zu sehen, in der es kaum noch Menschen gibt und das Leben sich zwangsläufig neu strukturieren musste. Oder abstrakter bei Korakrit Arunanondchai, dessen Videos die Betrachterinnen und Betrachter in transzendental-meditative Zustände versetzen, indem sie eine ganz eigene Sinnwelt aus Drohnenaufnahmen, sentimentalen Archivbildern und pathetischen Fiktionen kreieren. Hier werden Alternativen nicht nur denkbar, sondern spürbar.
Dass die Thematik des Mensch-Natur-Verhältnisses eine stolze Tradition aufweist, zeigen Positionen verschiedener Pioniere der Ökokunstbewegung wie Peter Fend, Helen Mayer Harrison und Newton Harrison. Arbeiten aus ihrem Schaffen seit den 1970er-Jahren gehen fast wissenschaftlich an Umwelt, Biodiversität und damit verknüpfte politische Fragen heran. Kritische Reflexionen zu neuen Technologien und ihren Abfällen bietet eine jüngere Generation von Künstlerinnen und Künstlern wie Julian Charrière, Louis Henderson und Cao Fei. Dass Handlungsbedarf besteht, hat die Kunst früh erkannt.
Aber trotzdem, wie soll es weitergehen? "Potential Worlds" lässt sich als Aufforderung verstehen, gemeinsam zu spekulieren.