Gruppenschau in Düsseldorf

Das Sehen sehen

Courtesy Galerie Micheline Szwajcer, Brüssel
Courtesy Galerie Micheline Szwajcer, Brüssel

Die Düsseldorfer Kunsthalle wagt mit der Gruppenausstellung "Schaf und Ruder" einen Blick hinter die Spiegel

Wer Kunstmessen besucht, kann seinen Look ständig in den spiegelnden Oberflächen vieler Kunstwerke überprüfen: Sitzt die Frisur noch? Die Allgegenwart von Spiegelarbeiten auf den Marktplätzen der Kunst ist kein Zufall, wie ein Galerist einmal berichtete: Selbstverliebte Sammler wollten sich eben gerne sehen in den Werken. So einfach, so langweilig.

Dabei werfen Spiegel mit dem Abbild komplexe philosophische und ästhetische Fragen auf den Betrachter zurück: Was machen Reflexionen mit dem  Raum, was mit meinem Selbstbild? Sehe ich mein Sehen? Die Ausstellung "Schaf und Ruder", deren Titel sich auf eine Passage aus Lewis Carrolls Kinderbuch "Alice hinter den Spiegeln" bezieht, nimmt sich dieser Fragen an. Um aber nicht heillos in der Motivgeschichte zu versinken, konzentriert sich die von Kunsthallen-Chef Gregor­ Jansen kuratierte Schau auf skulpturale Werke von Künstlern mit regionalem Fokus: Sie leben oder lebten in Köln, Düsseldorf und Gent.

Eine Ausnahme bildet Elaine Sturtevant. Die 2014 verstorbene US-Künstlerin kopierte Arbeiten ihrer Kollegen und bricht so mit der in der Kunst vorherrschenden Obsession mit dem Original. Künstlerautorität zeigt sich nur mehr in dem, was verdoppelt wird: hier Arbeiten von Marcel Duchamp und Robert Gober.

Es sind in der Kunsthalle überraschend wenig spiegelnde Oberflächen zu sehen. Gerhard Richter stellt in seinem gerahmten, querformatigen Spiegel von 1981 (seltsamerweise Eigentum der Kunsthalle, die keine Sammlung besitzt) die Frage nach der Abbildbarkeit der Welt. Mischa Kuball zieht eine weitere Dimension ein, indem er eine spiegelnde Fläche filmt. Astrid Klein hat aus einer 9mm-Pistole Schüsse auf 18 Spiegel abgefeuert. Das Resultat dieser Geste, die sich auch gegen das Ebenbild richtet, wirkt kalt und clean.

Ohnehin ist dieser Ausstellung eine gewisse Kühle und Leere zu eigen, die nicht beim Denken stört. Bei manchen Exponaten – etwa den beiden Werken von Rosemarie Trockel – wird nicht sofort klar, was sie mit Spiegeln zu tun haben. Aber Jansen hat hier eben nicht streberhaft eine Themenausstellung hingestellt, sondern  fächert ein Motiv – tatsächlich wie in einem Spiegelkabinett – mit wenig Aufwand bis zur Unkenntlichkeit auf.