Bei den Ermittlungen zum spektakulären Einbruch ins Dresdner Schatzkammermuseum Grünes Gewölbe 2019 gibt es nach Monaten intensiver Aufklärungsarbeit womöglich eine Spur zu den Tätern.
Am Mittwoch durchsuchten sächsische und Berliner Beamte ein Internet-Café im Bezirk Neukölln und die Wohnung eines Beschäftigten. Sie stellten umfangreiches Beweismaterial sicher, wie die Dresdner Staatsanwaltschaft mitteilte.
"Wir gehen davon aus, dass der Mann mit den Tätern in Kontakt stand", sagte ein Justizsprecher der Deutschen Presse-Agentur. Es bestehe der Verdacht, dass er ihnen mehrere auf fiktive Personalien registrierte SIM-Karten verkaufte oder sie zum Vertrieb an das Café gab.
Die fraglichen SIM-Karten wurden den Angaben zufolge von den Tätern während der Vorbereitung und Ausführung des Coups zur Kommunikation genutzt. Ob der Mann diese Verwendung kannte, ist bisher unklar, er sei derzeit nicht tatverdächtig. Nähere Angaben machte die Staatsanwaltschaft weder zu ihm noch dazu, wie die Ermittler auf seine Spur kamen. Sie hoffen nun, dass die Auswertung der Geschäftsunterlagen, Mobiltelefone und des Speichermaterials zu den Käufern der SIM-Karten führen - und dass so die Täter des Coups identifiziert werden können.
Zwei Unbekannte waren am Morgen des 25. November 2019 über eines der vergitterten Fenster in das berühmte Museum im Dresdner Residenzschloss eingedrungen. Im Juwelenzimmer schlugen sie mit einer Axt die Vitrine mit den kostbarsten Schmuckstücken ein, sie raubten historische Diamanten und Brillanten von unschätzbarem Wert. Der Einbruch dauerte nur wenige Minuten und machte international Schlagzeilen. Von den Dieben und der Beute fehlt bisher jede Spur.
Polizei und Staatsanwaltschaft gehen von mindestens sieben Tätern aus - und davon, dass der Einbruch lange vorbereitet wurde. Unter anderem war das gestohlene Fluchtfahrzeug, das später in einer Tiefgarage im Dresdner Nordwesten in Brand gesetzt wurde, möglicherweise umlackiert oder -foliert worden. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, ist eine Belohnung von einer halben Million Euro ausgesetzt. Bisher gingen fast 1300 Hinweise ein. Zudem wird gegen vier Wachmänner des Museums ermittelt.
Die Sonderkommission hatte im Kontakt mit Berliner Kollegen auch mögliche Parallelen zum Diebstahl der Goldmünze aus dem Bode-Museum 2017 geprüft. Daraus ergaben sich laut Staatsanwaltschaft aber keine Ansätze, die zur Identifizierung der Täter führen. Nun ruht die Hoffnung der Ermittler auf dem Beweismaterial aus Berlin-Neukölln. Es sei ein "erster Anhaltspunkt" zur Aufklärung, sagte der Oberstaatsanwalt. "Wir sind zuversichtlich."