Erfurt

Dom stellt Schmäh-Darstellung des Judentums zeitgenössisches Kunstwerk gegenüber

Eine Stele für die Zusammengehörigkeit von Juden und Christen im Erfurter Dom St. Marien. Sie trägt den Titel "Synagoge und Ekklesia" und wurde 1999 von dem Thüringer Künstler Heiko Börner geschaffen. Sie ist auch eine Reaktion auf die antijüdischen Schmähdarstellungen im und am Erfurter Dom
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Eine Stele für die Zusammengehörigkeit von Juden und Christen im Erfurter Dom St. Marien. Sie trägt den Titel "Synagoge und Ekklesia" und wurde 1999 von dem Thüringer Künstler Heiko Börner geschaffen. Sie ist auch eine Reaktion auf die antijüdischen Schmähdarstellungen im und am Erfurter Dom

Wie umgehen mit historischen und problematischen Darstellungen von Judentum? Im Erfurter Dom wird diese Frage mit Kunst beantwortet

Mit einem neuen Kunstwerk hat das Bistum Erfurt im Dom auf historische antijüdische Schmäh-Darstellungen im und am Gotteshaus reagiert. "Wie sollen wir umgehen mit antijüdischen Darstellungen in und an Kirchen?", fragte Bischof Ulrich Neymeyr am Donnerstag laut Grußwort bei der offiziellen Präsentation der Holzstele im Dom. Naheliegend sei der Gedanke, diese Darstellungen zu entfernen oder zu verhüllen. Aber nicht nur der Denkmalschutz habe dagegen Einwände. Und auch an den Werken angebrachte Erklärtafeln kämen allein häufig nicht über ein Schuldbekenntnis hinaus. 

Der Bildhauer Heiko Börner schuf die Skulptur "Ekklesia und Synagoge". Sie ist bereits 25 Jahre alt, in diesem Jahr erwarb das Domkapitel die Stele. Das Kunstwerk sei ein Sinnbild für die enge Zusammengehörigkeit von Juden und Christentum und greife die spannungsreiche Geschichte der beiden Religionen auf, hieß es seitens des Bistums.  Zu den antijüdischen Darstellung im Dom gehört ein auf einem Schwein reitende Figur an der Seitenwange der Chorgestühls - sie soll einen Juden abbilden. Ein ebenfalls abgebildeter Reiter sticht dieser Figur mit einer Lanze in den Hals. 

Das Chorgestühl sei in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gestaltet worden, kurz vor dem Judenpogrom 1349 in Erfurt, bei dem alle Juden in der Stadt umgebracht oder vertrieben wurden, so Neymeyr. "Die Schmäh-Plastik hat also eine verheerende Wirkungsgeschichte." Aber auch Figuren der sogenannten klugen und törichten Jungfrauen am Triangelportal sowie eine Kreuzigungsdarstellung auf einem Tafelgemälde im Dom haben judenfeindliche Inhalte.

Antisemitischen Schmäh-Bilder und -Plastiken in und an Kirchen werden immer wieder diskutiert. Besondere Bekanntheit erlangte etwa die Debatte um die sogenannte "Judensau"-Schmäh-Darstellung in der Lutherstadt Wittenberg. Viele Gemeinden klären inzwischen über die Darstellungen und deren Bedeutung und Geschichte auf. Allerdings werden auch manche an den Werken angebrachte Erklärtafeln als ungenügend kritisiert.