Aufgrund einer Figurendarstellung des Kollektivs, die antisemitische Lesarten ermöglicht, habe sich das Kollektiv gemeinsam mit der Geschäftsführung und der Künstlerischen Leitung "entschieden, die betreffende Arbeit zu verdecken und eine Erklärung dazu zu installieren", teilte die Documenta am Montagabend mit. Das Tryptichon, das am Wochenende in Kassel aufgehängt worden war, ist nun mit schwarzen Stoffbahnen verdeckt.
Auf dem großflächigen Banner, das 2002 entstand, sind unter anderem Soldaten mit Schweinegesichtern zu sehen. Einer davon trägt ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift "Mossad" - die Bezeichnung des israelischen Auslandsgeheimdienstes. Außerdem ist eine Figur mit Schläfenlocken dargestellt, die SS-Runen auf dem Hut hat. Aus der Politik und von jüdischen Vertretern hatte es scharfe Kritik an dem Werk gegeben.
"Die Banner-Installation 'People’s Justice' ist Teil einer Kampagne gegen Militarismus und die Gewalt, die wir während der 32-jährigen Militärdiktatur Suhartos in Indonesien erlebt haben und deren Erbe, das sich bis heute auswirkt", kommentierte das Kollektiv Taring Padi in einer Stellungnahme. "Die Darstellung von Militärfiguren auf dem Banner ist Ausdruck dieser Erfahrungen. Alle auf dem Banner abgebildeten Figuren nehmen Bezug auf eine im politischen Kontext Indonesiens verbreitete Symbolik, zum Beispiel für die korrupte Verwaltung, die militärischen Generäle und ihre Soldaten, die als Schwein, Hund und Ratte symbolisiert werden, um ein ausbeuterisches kapitalistisches System und militärische Gewalt zu kritisieren."
Entschuldigung für die Verletzungen
Laut Taring Padi habe das Banner keine antisemitische Intention. "Wir sind traurig darüber, dass Details dieses Banners anders verstanden werden als ihr ursprünglicher Zweck. Wir entschuldigen uns für die in diesem Zusammenhang entstandenen Verletzungen", so das Kollektiv weiter. "Als Zeichen des Respekts und mit großem Bedauern decken wir die entsprechende Arbeit ab, die in diesem speziellen Kontext in Deutschland als beleidigend empfunden wird."
Auch Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann wies darauf hin, dass das Banner nicht für die Weltkunstschau entstanden sei und zum ersten Mal in einem europäischen Kontext gezeigt werde. Die Documenta sei keine Instanz, die sich künstlerische Exponate vorab zur Prüfung vorlegen lassen könne und dürfe das auch nicht sein. "Alle Beteiligten bedauern, dass auf diese Weise Gefühle verletzt wurden. Gemeinsam haben wir beschlossen, das Banner zu verdecken. Ergänzend holen wir weitere externe Expertise ein", so Schormann weiter.
Taring Padi, die neben dem Friedrichsplatz auch an anderen Standorten in Kassel ausstellen, sagten in ihrem Statement, dass sie das abgedeckte Werk nun als Symbol für den im Moment unmöglichen Dialog empfänden. "Wir hoffen, dass dieses Denkmal nun der Ausgangspunkt für einen neuen Dialog sein kann."