"Über Kontakte habe ich erfahren, dass die Museen in Kiew im Moment verzweifelt versuchen, ihre wichtigsten Werke zu schützen und in Sicherheit zu bringen", sagte der Kunsthistoriker der Deutschen Presse-Agentur. Das Nationale Kunstmuseum im Stadtzentrum sei wegen des Kriegs in größter Gefahr und somit auch seine Bestände, die Symbole der langen Geschichte und der unabhängigen Identität und Kultur der Ukraine als Volk und als Staat seien. "Sie sind unersetzlich", betonte Grunenberg.
Die Kunsthalle Bremen habe selbst erlebt, was es bedeutet, Kunstwerke vor einem Krieg in Sicherheit bringen zu müssen. "Im Zweiten Weltkrieg verbrannte ein Hauptwerk der Sammlung, Emanuel Leutzes ikonisches Gemälde 'Washington Crossing the Delaware' von 1849, das zu groß war, um es zu bewegen", sagte der Chef der Kunsthalle. Zugleich seien Hunderte von ausgelagerten Werken unter anderem von Albrecht Dürer und Vincent van Gogh verloren gegangen.
Mit Russland kann sich Grunenberg unter den derzeitigen Umständen gegenseitige Leihgaben und Kooperationsprojekte "schwer vorstellen". In der Vergangenheit habe die Kunsthalle "sehr gut und vertrauensvoll" mit russischen Museen und Privatsammlern zusammengearbeitet.
"Beide Seiten haben im Zweiten Weltkrieg unter weitgehenden Zerstörungen des kulturellen Erbes und Verlusten ihrer Sammlungen gelitten", sagte der Kunsthistoriker. Gemeinsam habe man in den letzten Jahren versucht, diese zu erforschen. Wegen unter anderem von sowjetischen Soldaten geplünderten Werken, die sich heute in Sammlungen in Russland befinden, sei das Verhältnis immer ein besonders intensives, aber auch belastetes gewesen.