Laut einem internationalen Ranking gehören deutsche Museen zu den relevantesten Kunstorten – die Besuchermassen zieht es aber woandershin
In deutschen Museen werden weltweit bedeutende Ausstellungen gemacht, doch das kunstbegeisterte Publikum steht eher woanders Schlange. So lassen sich zumindest zwei Studien deuten, die kürzlich die Relevanz von internationalen Kunsthäusern untersucht haben.
Die Kunstdatenbank "Art Facts" ermittelt in ihrer "Top 100" jährlich die wichtigsten Kunstinstitutionen der Welt. Am besten von allen deutschen Kunsthäusern schneidet erneut das Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe (ZKM) ab, das sich seit 1989 der Videokunst und dem technischen Fortschritt im Allgemeinen widmet. Das von Peter Weibel geleitete Haus wird in diesem Jahr auf Platz vier einsortiert, vor ihm liegen nur das Museum of Modern Art in New York, die Biennale in Venedig und das Centre Pompidou in Paris. Die genauen Bewertungskriterien von "ArtFacts" behält das Portal für sich. Nach eigener Aussage durchsuchen Algorithmen riesige Datensätze von Ausstellungen, in denen unter anderem die Relevanz der gezeigten Künstler eine Rolle spielt (die ebenfalls von "ArtFacts" errechnet wird).
Im diesjährigen Ranking finden sich auch der Gropius Bau (Platz neun) und der Hamburger Bahnhof (Platz elf) im vorderen Feld. Auf Platz 22 folgt die alle fünf Jahre stattfindende Documenta in Kassel, drei Ränge dahinter die Hamburger Kunsthalle und auf Platz 29 das Marta Herford in Nordrhein Westfalen. Auch die KW und die Akademie der Künste in Berlin sowie das Haus der Kunst in München landen in den Top 100 der Institutionen. In der Wertung tauchen nicht nur klassische Ausstellungshäuser und Biennalen auf, sondern auch die Big Player der Galerienszene, wie Gagosian und die Pace Gallery aus New York.
Obwohl den deutschen Museen in der Liste Relevanz bescheinigt wird, tauchen sie bei den weltweit meistbesuchten Häusern nicht auf. Wie "The Art Newspaper" in ihrer Studie "Art’s Most Popular" ermittelte, zog es 2018 die meisten Besucher in den Louvre. Über zehn Millionen Menschen wollten Mona Lisa und Co sehen – ein Besucherrekord, den die Museumsleitung auch auf das virale Video "Apeshit" zurückführt, das Beyoncé und ihr Mann Jay-Z im nächtlichen Museum gedreht haben. Auf Platz zwei und drei folgen das National Museum of China in Peking (8,6 Millionen Besucher) und das Metropolitan Museum in New York (6,9 Millionen Besucher). Vier der zehn meistbesuchten Häuser liegen in London, darunter die Tate Modern als erfolgreichstes auf Platz fünf. Deutsche Museen finden sich unter den Top 100 der Kunstzeitung, die die Daten von den Institutionen selbst bezieht, überhaupt nicht. Aus dem deutschsprachigen Raum tauchen lediglich das Belvedere (Platz 39), das Albertina (Platz 74) und Kunsthistorische Museum (Platz 90) in Wien auf.
Der Titel der meistbesuchten Ausstellung geht mit über einer Million verkaufter Tickets an die Modeausstellung "Heavenly Bodies" im Metropolitan Museum in New York, die sich mit Kleidung und Körperidealen im Katholizismus beschäftigte. Die Liste wird nach den durchschnittlichen Besucherzahlen pro Tag geordnet, die sich aus dem Gesamtpublikum und der Ausstellungsdauer ergibt. Auch Platz zwei ("Michelangelo: Divine Draftsman and Designer") fand im Metropolitan Museum statt. Eine Überraschung findet man auf dem dritten Rang: Der Koreaner Du Ho Su dürfte hierzulande noch nicht allzu vielen Kunstpilgern bekannt sein. Im Smithonian Museum of Art in Washington wollten jedoch – bei freiem Eintritt - durchschnittlich 7900 Menschen täglich seine bunten, sehr Instagram-freundlichen Installationen sehen.