Medienschau

"Die Taliban verfolgen Künst­le­r:in­nen brutal und willkürlich"

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Galerie Blum & Poe ohne Jeff Poe, Kunst zwei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban und ein "Zahle, was du willst"-Preismodell für Museen: Das ist unsere Medienschau am Dienstag

Kunstmarkt

Die langjährigen Galeriepartner Jeff Poe und Tim Blum, die 1994 in der damals noch äußert mageren Kunstszene von Los Angeles ihre Galerie Blum & Poe gründeten, gehen künftig getrennte Wege. Wie "Artforum" berichtet, wird Poe die Galerie verlassen, die ihren Namen beibehalten und von Blum weitergeführt wird. Keiner der beiden Parteien nannte einen Grund für die Trennung. Poe gab in einer Erklärung bekannt, dass er "weiterhin mit Künstlern und der Kunst arbeiten", aber künftig "einen einfacheren und flüssigeren Weg einschlagen" werde. Die renommierte Galerie vertritt Künstlerinnen und Künstler wie Darren Bader, Lynda Benglis, Carroll Dunham, Mark Grotjahn, Linder oder Victor Man.

Report

Vor zwei Jahren stürzten die Taliban die Regierung in Kabul. Der österreichisch-afghanische Journalist und Buchautor hat eine Recherchereise in seine Heimat unternommen und berichtet in DeutschlandradioKultur von der Schließung von Galerien und der Verbannung der Künste unter den neuen Machthabern. "Viele Künstler und Künstlerinnen sind im August 2021 geflüchtet. Jene, die zurückgeblieben sind, finden sich in einer äußerst prekären Situation. Die Taliban haben den Künsten den Krieg erklärt, sie haben öffentlich Musikinstrumente zerstört. Es gab in Kabul private Galerien, wenn sie jetzt durch die Gassen laufen, sehen sie diese nicht mehr. Vor allem wenn Malereien etwa Menschen darstellen, wird es von den Taliban sehr schnell als unislamisch abgestempelt."

Interview

Auch in der "taz" geht es heute um die Lage für Künstlerinnen und Künstler unter der Taliban-Herrschaft: Sophie Jung spricht mit dem Anwalt Michael Mai, der den Kunstverein Wiesbaden berät bei der virtuellen Ausstellung "Hidden Statement" mit anonymer Gegenwartskunst aus Afghanistan - weil die Enttarnung für die Beteiligten fatal wäre: "Die Taliban verfolgen Künst­le­r:in­nen brutal und willkürlich. Grundlage ist eine fanatische Auslegung religiöser Texte. Aber wer weiß, wer sie wann wie auslegt. Das ist das Schlimme für die Menschen vor Ort. Mal wird jemand für zwei Tage festgenommen und kommt frei, mal endet jemand tot im Graben." Ein Monopol-Interview mit der Vereins-Leiterin Elke Gruhn über diese ungewöhnliche Schau lesen Sie hier.

Nur am Rande mit Kunst zu tun hat es, dass der Schriftsteller Heinz Strunk jetzt Teilhaber des bei Künstlern und Medienleuten beliebten Bistro Carmagnole in Hamburg wird. Doch im Gespräch mit Till Briegleb in der "SZ" begründet Strunk seinen Einstieg in die Gastronomie so lustig, dass die Lektüre unbedingt lohnt. "Ich hatte das Geld halt zur Verfügung, und wusste nicht, was ich damit machen sollte", erzählt Strunk. "Ich kann mir doch keine Yacht kaufen, nur weil ich es kann. Das ist doch albern."

Debatte

Inflation, knappe öffentliche Kassen und ausbleibende Besucher nach der Corona-Pandemie stellen die Museen weltweit vor finanzielle Herausforderungen. Während die Museen in den USA ihre Eintrittspreise massiv erhöht haben und die Debatte auch Deutschland erreicht hat, geht die National Gallery in London einen anderen Weg. Wie der "Guardian" berichtet, weitet das Museum sein "Pay-as-you-wish-scheme" für Sonderausstellungen aus. Das freiwillige Bezahlprogramm ermöglicht den Ausstellungsbesuch schon ab einen Pfund und lockt laut einer Erhebung des Museums auch gänzlich neue Besucherschichten an.

Nachruf

Mit ihrer 1970 in London gegründeten Flowers Gallery wollte Angela Flowers aufstrebenden Künstlern und Kunstformen ein Forum bieten und dabei einen gänzlich unversnobten Ort schaffen. In der "FAZ" erinnert Julia Scheer an die verstorbene Galeristin, die frühzeitig auch Performance-Kunst, Installationen und Farbfotografie ausstellte und die die Karrieren von Künstlern wie David Hockney, Penny Slinger oder Anish Kapoor beförderte.

Heftvorstellung

Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr hat im "Deutschlandfunk Kultur" unser neues Heft vorgestellt, das am Freitag erscheint.

Analyse

Nicht mehr ganz neu, aber weiterhin lesenswert ist eine Analyse zur Bebilderung der derzeitigen Feuerkatastrophen in den Medien, die auf dem Portal "Übermedien" erschienen ist. Darin zieht die Autorin Anne Haeming eine Parallele von den Bildern brennender Urlaubsparadiese zu romantischen Gemälden. "Die aktuelle Bildsprache europäischer und nordamerikanischer Medien ist dabei direkt zurückzuführen auf die europäische Romantik im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, genauer: jene Teile des Genres, die sich der dunklen Seite der Landschaftsbetrachtung widmeten. In den Geisteswissenschaften sind Schlagworte wie 'Eco-Gothic', 'Toxic Sublime' oder 'Eco-Horror' längst angekommen – eine Verbindung, die auch Redaktionen für effektive Klimakrisenbebilderung nutzen können."