Nur einen Tag nach ihrem Ehemann Enzo Mari ist die italienische Kunstkritikerin und Kuratorin Lea Vergine im Alter von 82 Jahren in einem Mailänder Krankenhaus nach einer Corona-Infektion gestorben. Vergine, die 1938 als Lea Buonchristiano in Neapel geboren wurde, war eine der profiliertesten Kunsttheoretikerinnen Italiens und eine der ersten Frauen, die sich in diesem Feld überhaupt durchsetzen konnten.
Erstmals erregte sie Aufmerksamkeit, als sie in den 1960er- und 1970er-Jahren in Büchern und Aufsätzen die Bedeutung von Performance und Body Art hervorhob. Ihre Publikation "Il Corpo come Linguaggio" (Der Körper als Sprache) leistete 1974 wichtige Pionierarbeit für die neuen internationalen Strömungen, die den Körper ins Zentrum stellten. Außerdem untersuchte sie in der aufsehenerregenden Ausstellung "L’altra Metá dell’Avantguardia", die 1980 in Mailand stattfand, die vorher übersehene Rolle von Künstlerinnen in den Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts.
Vergine schrieb für wichtige italienische Zeitungen von "Il Manifesto" bis zum "Corriere Della Sera". Raffiniert, elegant, geistreich, so beschrieben sie die, die sie kannten. In Italien wird sie als diejenige Stimme betrauert, die die männliche Perspektive auf die Kunst als erste aufgebrochen hat.