Dass Werke der alle zehn Jahre stattfindenden Ausstellung Skulptur Projekte in Münster verbleiben, ist keine Seltenheit. Aus den bislang fünf Ausgaben des Kunstfestivals sind unter anderem Werke von Jorge Pardo, Claes Oldenburg, Richard Serra und Rebecca Horn im Stadtraum verblieben. Dass die Bürgerinnen und Bürger einer Stadt jedoch selbst ein Kunstwerk für den öffentlichen Raum einkaufen, ist eine Premiere. Weltweit, wie die Münsteraner betonen.
Initiiert von der Künstlerin Sandra Silbernagel und der Kunstsammlerin Maria Galen sammelte der Verein Dein Brunnen für Münster e.V. insgesamt 630.000 Euro Spenden und private wie öffentliche Fördergelder für die erneute Produktion von Nicole Eisenmans "Sketch for a Fountain". Die New Yorker Künstlerin und ihre Galerie Anton Kern kamen der Initiative entgegen, indem sie auf ein Honorar verzichteten und so den ursprünglichen Preis von 1,2 Millionen Euro halbierten. Knapp drei Jahre hat es gedauert, das benötigte Geld aufzutreiben. Für den Bau des Brunnens und den Unterhalt der Anlage werden zur Zeit noch weitere Gelder gesammelt.
Nachdem der Rat der Stadt Münster vergangene Woche dem Wiederaufbau des Kunstwerkes an der Münsteraner Kreuzschanze zustimmte, steht der Umsetzung des Projekts nun nichts mehr im Wege.
Zeichen für Frieden und Toleranz
Den 2017 für die Skulptur Projekte entstandenen Brunnen zurück nach Münster zu holen ist auch eine symbolische Geste. "Das Kunstwerk steht in seiner Aussage für eine friedliche, offene Gesellschaft, für Gleichberechtigung und Toleranz", heißt es von Seiten des Vereins. Während der Laufzeit wurde Eisenmans Werk wiederholt mutwillig beschädigt: Einer der Figuren wurde der Kopf abgetreten, das Brunnenensemble mit Hakenkreuzen beschmiert. Seitens des Kunstfestivals war von faschistisch motivierter Gewalt die Rede.
In ihrer queeren skulpturalen Praxis spielt Eisenman häufig mit einem kunsthistorischen Verständnis von Monumentalität. Ihr "Sketch for A Fountain" greift die traditionelle Funktion des Brunnens als Versammlungsort auf, bricht aber zugleich mit der geläufigen Ästhetik prunkvoller Wasserspiele: Das Wasser tröpfelt aus den Körpern ihrer comichaften, geschlechtslosen Figuren und sprudelt aus einer Getränkedose ins poolähnliche Wasserbecken.
2017 waren Eisenmans herumlümmelnde Wesen teils aus Bronze, teils aber auch auf Gips gefertigt. Für die neue Version des Brunnens wird Eisenman den Gips durch ein langlebigeres, widerstandfähigeres Material ersetzen. So ist sichergestellt, dass sich die Münsteraner noch viele Jahre an ihrem ganz eigenen, wunderbar schrägen Brunnen treffen können.