Übersee-Museum in Bremen

Delegation aus Hawaii bringt menschliche Schädel zurück in die Heimat

Eine Delegation aus Hawaii ist nach Deutschland gereist, um die Überreste ihrer Vorfahren zurück in ihre Heimat zu bringen. Am Dienstag übergab das Bremer Übersee-Museum als erste Einrichtung acht menschliche Schädel aus dem Sammlungsbestand

Das Bremer Übersee-Museum hat Vertretern aus dem US-Bundesstaat Hawaii am Dienstag bei einer feierlichen Zeremonie acht menschliche Schädel aus seinem Sammlungsbestand zurückgegeben. Hawaii hatte 2019 um die Rückgabe gebeten. Sichtlich bewegt nahmen die Vertreter des "Office of Hawaiian Affairs" die Überreste ihrer Ahnen entgegen.

Die menschlichen Überreste seien im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts von mehreren Sammlern an das Museum übergeben worden, sagte Michael Stiller, Leiter der Abteilung Naturkunde. "Wir gehen davon aus, dass die Schädel aus Grabstätten entwendet wurden." Dies sei geschehen, ohne nach Genehmigungen zu fragen, "der kolonialen Arroganz folgend", sagte Stiller. Wie alt die Schädel seien, sei unbekannt. Mindestens einer sei vor dem Zweiten Weltkrieg im Museum ausgestellt worden.

Bremen ist die erste Station der Delegation. Anschließend reist sie zu Einrichtungen in Berlin, Göttingen, Jena sowie Wien, um dort insgesamt 50 menschliche Überreste entgegenzunehmen und sie zurück in die Heimat zu bringen.

Vergangenes Unrecht korrigieren

"Heute ist es aus ethischen Gründen nicht länger gerechtfertigt, die menschlichen Überreste in unserer Sammlung zu verwahren", sagte die Direktorin des Übersee-Museums, Wiebke Ahrndt. "Es ist unsere Aufgabe, unseren Teil dazu beizutragen, vergangenes Unrecht zu korrigieren."

Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) bat die Delegation um Vergebung. "Die Bewertung, ob ein wissenschaftliches Interesse es rechtfertigen kann, menschliche Überreste aus einer anderen Kultur nach Deutschland zu bringen, um sie dort zu präsentieren und zu erforschen, stellt sich heute grundsätzlich anders dar als zu Zeiten des Kolonialismus", betonte er.

Michael Stiller sagte, damals sei ein reger Handel mit menschlichen Überresten betrieben worden. Allein im Depot des Bremer Übersee-Museum befänden sich heute noch rund 200 Schädel, ein Großteil stamme aus Papua-Neuguinea. Ziel des Museums sei es, die genauen Herkünfte zu recherchieren, um sie zurückgeben zu können.

Bereits 2006 und 2017 hatte das Übersee-Museum menschliche Überreste der Maori und der Moriori an Neuseeland übergeben. Zwei Schädel sollen demnächst nach Namibia zurückgehen.