Nominiert sind diesmal Lamin Fofana, Sandra Mujinga, Sung Tieu und das Künstlerduo Calla Henkel und Max Pitegoff. Das gaben die Freunde der Nationalgalerie, die den Preis stiften, am heutigen Mittwoch bekannt. Die Shortlist-Jury bestand aus Adam Bubak, künstlerischer Leiter der Kestner Gesellschaft Hannover, Franziska Zólyom, Direktorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, Andrea Lissoni, künstlerischer Leiter am Haus der Kunst München, und Zoé Whitley, Direktorin der Chisenhale Gallery in London. Das vierköpfige Gremium entschied sich für vier Positionen aus knapp 80 Vorschlägen.
Lamin Fofana ist Musikproduzent, DJ und Künstler und lebt in Berlin. In seiner Arbeit beschäftigt er sich mit postmigrantischen Gesellschaften und der gesellschaftlichen Kraft der Musik. In seinen raumgreifenden Klanginstallationen geht es außerdem um Bewegung und ums Zuhören als wichtige Voraussetzung des Zusammenlebens.
Sandra Mujinga, geboren 1989, lebt in Berlin und Oslo. Sie arbeitet mit großformatigen Installationen aus verschiedenen Materialien, die an eine Verschmelzung von Körpern, Kleidung und Maschinen denken lassen und den Skulpturbegriff herausfordern.
Zwischen Staatskritik, Identitätssuche und historischen Analysen bewegt sich die Kunst von Sung Tieu (geboren 1987), die mit Video, Sound-Collagen und Architekturen arbeitet. Geprägt durch die eigene Migrationsgeschichte (die Künstlerin wurde in Hai Duong, Vietnam geboren) und Erfahrungen von "totalitären Bürokratien" führt sie verschiedene Institutionsräume in Installationen zusammen und verbindet Kunstraum und öffentlichen Raum. 2020 gewann sie den Ars Viva Preis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft.
Diese Auszeichnung haben auch Calla Henkel und Max Pitegoff bereits bekommen (2015). Die beiden beschäftigen sich mit Orten des Kunstschaffens und der Gemeinschaft. Seit 2011 betrieben sie in Berlin die Times Bar und das New Theater als Hybrid zwischen Projektraum, Performance Space und Club. 2019 eröffnete die TV Bar in Berlin-Schöneberg.
Werke der vier Nominierten sollen vom 16. September bis 27. Februar 2022 im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen sein. Die Preisverleihung findet am 7. Oktober statt.
Der Preis der Nationalgalerie zeichnet "junge, wichtige Positionen der Gegenwart" aus, "die bereits Einfluss und Bedeutung in der Kunstwelt erlangt haben". Preiswürdig sind internationale Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahren, die in Deutschland arbeiten. 2019 wurde die Französin Pauline Curnier Jardin geehrt. Ihre Ausstellung "Fat To Ashes" soll am 21. März im Hamburger Bahnhof eröffnen. Seit 2013 ist der Preis nicht mehr mit einem Geldpreis, sondern mit einer Einzelschau in einem der Häuser der Nationalgalerie dotiert. Dazu erscheint auch eine Publikation.