Klack, klack, klack: Zeit zerfällt in Zahlen. Vermeintlich. Die Digitaluhren, die Darren Almond als kinetische Skulpturen ausstellt, kämpfen gegen die Ewigkeit – und können doch nur verlieren. Groß und größer baute der 1971 in Nordengland geborene Künstler seine Zeitmesser, gegen die kosmische Dimensionen der Unendlichkeit bleiben sie natürlich lächerlich klein.
Die erste Digitaluhr, die in einer Arbeit Almonds auftauchte, war noch unscheinbar: In "A Real Time Piece" (1996), einer Live-Videoübertragung aus dem Atelier, hing sie über dem Schreibtisch. Nichts passierte, der Tag ging durch den Raum, die Uhr zählte mit ihrer Fallblattanzeige beharrlich die Minuten. Ein Jahr später baute der Brite ein übergroße Uhr ("A Bigger Clock"), danach gab es kein Halten mehr. Im Jahr 2000 entstand die Arbeit "Meantime": ein Schiffscontainer als Fallblattdigitaluhr, ausgestattet mit einem Satellitenreceiver, der stets und überall die Weltzeit, Greenwich Meantime, empfängt.
Der Uhrcontainer fuhr im Sommer 2000 auf einem Truck übers Land, wurde auf einen Frachter verladen, und Darren Almond reiste mit ihr und hunderten anderen Container von London nach New York, wo die Monsteruhr schließlich in der Matthew Marks Gallery ausgestellt wurde. Während der Überfahrt fertigte der Künstler Sternenkarten vom nächtlichen Himmel an und hing die Zeichnungen später am Ausstellungsort neben der jede Sekunde donnernden Uhr – auf dass das Profunde, das Unaufhörliche, auf das Profane, die Zeiteinteilung, antworte.
Wie ein Relikt aus einer anderen Ära
Mit "Meantime" hat Almond eine konzeptionell kühle wie sehnsuchtsbeladene Arbeit geschaffen: Als verschifftes, tickendes Frachtgut reagiert sie auf die durchglobalisierte Gegenwart. In der Coronakrise, in der ein Virus zu geschlossenen Grenzen, unterbrochenen Lieferketten und nationalen Lösungsansätzen führte, wirkt "Meantime" schon wie ein Relikt aus einer anderen Ära.
Doch das Werk hatte immer auch eine Dimension, die über der Geschichte stand: Als zeitgenössische Variante der ikonografischen Sanduhr berührt sie letzte Themen. "Bedenke, dass du sterblich bist", das rinnt hier nicht mehr gemächlich ins Ohr, sondern dröhnt, als gelte es für die ganze Welt.