Der britische Künstler Damien Hirst (55) ist nicht gerade dafür bekannt, einen zurückhaltenden, treffsicheren Geschmack zu pflegen. Und der Designer/Künstler/Alleskönner Virgil Abloh ist dafür bekannt, Opulenz und Mut zum Overstatement mit einer gewissen Coolness aufzuladen. Wenn sich diese beiden nun für eine "Upcycling-Kollektion" zusammentun, kann man sich auf hemmungslose Künstlergesten inklusive farbbekleckste Oberteile einstellen, in denen Kunst als ein unbedingter Wille zum Überfluss durchscheint und ein wenig Arbeitskittel-Studio-Romantik mitschwingt - die zu Hirsts Strategie der Fabrikkunst gar nicht so recht passen will.
Auf den angeblich von Hirst getragenen Jacken und Pullovern, die auf Ablohs Online-Plattform "Canary Yellow" versteigert werden, hat Damien Hirst außerdem Aufnäher in Pillenform aufgebracht, eine Referenz an seine Medizinschrank-Installationen und Pillen-Gemälde seit den späten 1980er-Jahren. Als ob das des Eklektizismus noch nicht genug wäre, werden die in UK veredelten Vintage-Teile nach Kalifornien geschickt, wo der Upcycling-Experte Tetsuzo Okubo sie mit weiteren Details und Smiley-Aufnähern versehen hat. Die Kollektion nennt sich "Beverly Hirst Recycler", eine Anspielung auf Okubos Firma "Beverly Hills Recycler", die sich auf wiederverwendete und aufgearbeitete Textilien spezialisiert hat.
Die ersten Einzelstücke der transatlantischen Kollaboration sind via "Canary Yellow" schon verkauft, ein paar Jacken mit Startpreis um die 6000 US-Dollar sind jedoch noch verfügbar. Und ob man jetzt was nehmen muss, um das schön zu finden, lässt sich sicher diskutieren.