Gruppenschau in Paris

Rätselhaftes China

In der Gruppenausstellung "Bentu" in der Pariser Fondation Louis Vuitton wird die chinesische Kunst lakonisch

Werden chinesische Künstler bescheidener in ihren Formaten? Zwei Ausstellungen in der Pariser Fondation Louis Vuitton legen diesen Schluss nahe: Im Frank-Gehry-Bau zeigt die Stiftung einmal Künstler um die 30 und zum anderen eine Auswahl aus der eigenen Sammlung chinesischer Kunst mit Größen wie Ai Weiwei, Yan Pei-Ming und Huang Yong Ping. Während die Älteren – befeuert durch den Kunstmarkt-Boom – monumentale Malerei oder riesige erweiterte Readymades schaffen, ist die neue Generation subtiler geworden.

Die Schau "Bentu", in der zwölf der Jüngeren gezeigt werden, führt auch die Gemeinsamkeit vieler Künstler aus der Volksrepublik vor: dass bei allem Wissen um die Konzepte und Sehgewohnheiten, Sujets und Diskurse der westlichen Kunstwelt meistens ein eigener Zugang über das Material oder die Technik gesucht wird. Darauf will auch der Ausstellungstitel hinaus: "Bentu" bedeutet so viel wie "Heimatboden".

Qiu Zhijie bringt mit Tuschmalerei traditionell anmutende Landkarten auf Papier und topografiert mit zeitgenössischen Elementen die "Zeit der Turbulenzen und Transformationen", wie es etwas schwammig im Untertitel der Schau heißt. Hu Xiangqian weist in seinem Video "Speech at the Edge of the World“ mit einer donnernden Rede Schülern seiner ehemaligen Schule den Weg zu Türen, die für sie angeblich alle offen stehen. Der Gegenwartskünstler als Extremfall von Individualismus bringt den uniformierten Kindern mit nicht reformierter Pädagogik Ideale bei, die nicht gerade sehr laotisch und kommunistisch sind.

China, das betonen auch die Kuratoren Laurence Bossé und Phil Tinari, ist doch anders, als man denkt, und schon durch seine Größe nicht zu fassen. Deshalb sind die lakonischen Arbeiten, die nichts erklären wollen, die eindrücklichsten. Hu Xiangqians Video einer selbstvergessen im Park tanzenden Frau etwa oder Xu Qus Malerei, in der er die Muster von Geldscheinen dermaßen vergrößert darstellt, dass es sich auch um rein formalistische Bild experimente handeln könnte. Die Universalsprache als Ideal der abstrakten Malerei – im Geld wird sie Wirklichkeit. Eine humorvolle Antwort auf Versuche des Kulturaustauschs, die solch einem großen Projekt guttut.