Kunst am Bau hat nicht den besten Ruf, aber diese harten Lockdown-Zeiten lassen die Qualitäten des Genres aufleuchten - zumal wenn es sich um so großartige Werke wie Chila Kumari Singh Burmans Neoninstallation in London handelt. Jedes Jahr lädt die Tate Britain Künstlerinnen und Künstler dazu ein, ihrer mächtigen Fassade ein zeitgenössisches Update zu verpassen. Als aktuelle Künstlerin der "Winter Commission" verwandelt Burman das steinerne Gemäuer des Museums in ein Feuerwerk aus Licht und Farben, das Hindu-Mythologie, Bollywood, Kolonialgeschichte und persönliche Erinnerungen der Künstlerin vereint.
Aus der Büste der Britannia, Symbol des britischen Imperialismus, wird Kali, die Hindugöttin der Zerstörung und Erneuerung, weitere Göttinnen und indische Widerstandskämpferinnen strahlen in den grauen Londoner Himmel; der über die Treppenstufen flitzende Transporter wiederum ist inspiriert vom Eiswagen, den die Eltern der nahe Liverpool geborenen Künstlerin fuhren.
So ist der Titel der Installation "Remembering a brave new world" mindestens um drei Ecken gedacht. In diesen harten Lockdown-Zeiten vielleicht aber auch ganz einfach: ein strahlendes Signal in eine bessere Zukunft. "Diese Farbexplosion an der Fassade des Museums, die den Beginn von Diwali markierte, dem indischen Lichtfest, ist genau das, was London brauchte vor einem dunklen, grimmigen Winter voller Shutdowns, Entlassungen und steigenden Covid-Totenzahlen", schreibt Christina Ruiz von der "Art Newspaper" im Jahresrückblick der Januarausgabe von Monopol.