Gegen Presslufthammer und Motormeißel hat auch die konzeptuell stabilste Kunst keine Chance. An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wird seit Anfang November die Skulptur "Square Depression" des US-Künstlers Bruce Nauman abgerissen. Das Werk ist eine Art im Boden versenkte Pyramide, deren Oberfläche ein zur Mitte abschüssiges Quadrat bildet. Die Arbeit wurde 2007 anlässlich der Skulptur Projekte Münster aufgebaut und später vom LWL Museum angekauft.
Bereits 30 Jahre vorher hatte Bruce Nauman die Arbeit entworfen, aber nie realisiert. Der Rand der umgedrehten Pyramide liegt genau auf Höhe des Erdbodens. Im Inneren steht man also unter freiem Himmel und ist völlig von der Umgebung isoliert, während man von oben den Blicken ausgeliefert ist. Mit seiner Skulptur konfrontierte Nauman eine sehr private Erfahrung mit Ausgeliefertsein an die Öffentlichkeit. Eine beliebte Sitz- und Liegefläche war die Kunst außerdem. Nun muss das Werk einem Neubau der Universität weichen.
Bruce Nauman (78) ist einer der renommiertesten Künstler der Nachkriegsmoderne, der mit seinen architektonischen Skulpturen und Performances das Verhältnis von Körper und Raum neu gedacht hat. "Er hat ein Anliegen, das sehr tief geht. Und erstaunlicherweise verlieren seine Arbeiten nie an Aktualität", sagte Skulptur-Projekte-Kurator Kasper König einmal über Nauman. "Das habe ich 2007 in Münster erfahren, wo wir mit 'Square Depression' eine 30 Jahre alte Arbeit von ihm realisiert haben. Das Verhältnis von öffentlich und privat, das darin thematisiert wird, ist inzwischen ein anderes, aber das Werk hat von seiner Radikalität nichts verloren."
Die Ausstellung Skulptur Projekte Münster finden alle zehn Jahre statt und versammelt Arbeiten im öffentlichen Raum. Immer wieder werden Werke angekauft, die dann dauerhaft im Stadtraum zu sehen sind, zuletzt ein Brunnen der Künstlerin Nicole Eisenman.
"Wir bedauern sehr, dass wir vorerst Abschied nehmen müssen von dieser großartigen Arbeit. Damit verliert das LWL-Museum für Kunst und Kultur auf vorerst unbestimmte Zeit eine seiner wichtigsten Arbeiten", zitieren die "Westfälischen Nachrichten" den Direktor des LWL-Museums für Kunst und Kultur, Hermann Arnhold. Allerdings soll die "Square Depression" nicht dauerhaft verschwinden, sondern einen neuen Standort bekommen. "Ich bin durch Gespräche mit dem Rektor der Universität sehr zuversichtlich, dass dieses wunderbare Kunstwerk in den nächsten Jahren an zentraler Stelle neu entstehen wird", sagte Hermann Arnhold.