Am 4. Juli 2019 enthüllt der Künstler Brad Downey im slowenischen Kleinstädtchen Sevnica eine von ihm in Auftrag gegebene Holzskulptur von Melania Trump. Ausgeführt wurde die Arbeit von Ales "Maxi" Zupevc, einem ortsansässigen Kettensägenkünstler, der im selben Jahr und sogar im selben Krankenhaus wie die amerikanische First Lady zur Welt kam.
Eigentlich ist die physische Statue Teil eines Video-Essays. Eines persönlichen, kulturellen Porträts der lokalen Bevölkerung und ihrer Beziehung zur prominenten Landestochter. Ein Denkanstoß zur politischen Situation in den Staaten und Melanias Doppelrolle als Immigrantin und Ehefrau des Anti-Immigrations-Präsidenten. Stattdessen wird die Statue im blauen Kleid zum Internet-Meme. "Vogelscheuche", "Schlumpf" oder "Thomas, die kleine Dampflokomotive" dienen den Usern als Vergleiche.
Genau ein Jahr später, in der Nacht nach dem 4. Juli – Unabhängigkeitstag in den USA – wird die Statue von Vandalen in Brand gesetzt. Mit Brad Downey und Lydia Korndörfer (Kuratorin von Downeys letzter Ausstellung im Kunstverein Arnsberg) haben wir über verführerischen Vandalismus, die Relevanz von Denkmälern und die Zukunft seiner "Melania" gesprochen.
Brad Downey, es tut uns leid, von der Verbrennung Ihrer Melania-Skulptur zu hören. Es gab Spekulationen, dass der Vorfall Teil des künstlerischen Prozesses ist. Ist es so?
Brad Downey: Es wird ein Teil davon werden, aber es war nicht mein Plan. Ich habe die Skulptur nicht angezündet und auch niemanden dazu beauftragt.
Und wie wird es Teil davon werden?
BD: Schon letztes Jahr habe ich eine Silikon-Form der Skulptur gemacht, um sie zu reproduzieren und mit dem Kontext zu spielen. Lydia Korndörfer und ich haben Anfang des Jahres eine Ausstellung im Kunstverein Arnsberg gezeigt. Der erste Gipsabguss des Monuments war ein zentraler Teil davon. Ich könnte mir vorstellen, die Figur durch eine neue Version zu ersetzen und sie in einer ähnlichen Umgebung aufzustellen, wenn nicht sogar am selben Ort. Ich würde versuchen, sie so solide wie möglich zu machen, aus einem haltbareren Material, das nicht mutwillig zerstört werden kann. Aber natürlich kann man alles irgendwie zerstören.
Man kann schon, aber darf man Denkmäler vandalisieren?
BD: Ich bin mir nicht sicher. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie nicht das Recht hatten, mein Monument zu zerstören. Besonders glücklich war ich natürlich nicht. Um rauszufinden, wer dahinter steckt, musste ich einen Polizeibericht abgeben. Es geht mir aber nicht darum, die Täter irgendwie zu bestrafen. Wenn sie gefunden werden, würde ich einfach gern von ihnen wissen, warum sie die Skulptur in Brand gesteckt haben und sie für meine Melania-Arbeit interviewen, die ja noch nicht abgeschlossen ist.
Glauben Sie, dass wir Denkmäler brauchen?
BD: Ich habe mein Denkmal eher als Kritik konzipiert und nicht, weil ich eine besondere Affinität zu Denkmälern habe. Es war eher eine Reaktion auf beunruhigende politische Themen.
Es ist also gewissermaßen ein ironisches Statement zu Denkmälern?
BD: Es ist etwas komplizierter, aber ich habe definitiv auf ein bisschen politische Satire gehofft. Die Skulptur war ja eine Auftragsarbeit und die Ästhetik nicht meine Entscheidung.
Lydia Korndörfer: Ich denke, es ist auch nicht unbedingt Kern der Arbeit, eine bestimmte politische Aussage zu treffen, sondern einen Diskurs anzuregen. Ich würde Brads "Melania" insofern vielleicht als ein 'lebendiges Denkmal' bezeichnen. Die Debatte um das Monument war von Anfang bewegt: Als sie aufgestellt wurde, kam das weltweit in die Presse. Die meisten Journalisten berichteten aber lediglich, dass die Skulptur von einem Volkskünstler geschaffen wurde und daher vielleicht nicht wirklich als Kunst zu bezeichnen ist. Das ist auch einer der Gründe, warum wir den Gipsabdruck in Arnsberg gezeigt haben – um "Melania" in einen anderen Kontext zu stellen. In Arnsberg erschien sie ja eher als klassische Skulptur im Kunstkontext. Das hat eine ganz andere Wahrnehmung ermöglicht.
BD: Das Monument war ja tatsächlich lebendig, weil es aus einem lebenden Baum geschnitzt wurde, der noch mit dem slowenischen Boden und dem Ort, an dem Melania aufwuchs, verwurzelt ist. Diese Symbolik war mir wichtig. Die Figur ist am Ende aber nur ein Teil meiner Arbeit, die eigentlich aus drei dokumentarischen Film-Essays besteht.
Der erste und bereits veröffentlichte Teil wurde ja weit weniger besprochen als das 'lebendige Denkmal'. Ist dadurch wichtige Kontextualisierung weggefallen?
BD: Leider ja. Es erzählt aber auch viel über unsere Zeit, dass es für das Online-Publikum teilweise schon sehr viel verlangt ist, einem zehnminütigen Dokumentarfilm volle Aufmerksamkeit zu schenken. Als das Monument damals eingeweiht wurde und Bilder davon als Memes ihr Eigenleben entwickelt haben, hatte das deshalb eine ziemlich komische, absurde Wirkung. Das war ein Grund für mich, das vandalisierte Denkmal zu entfernen und keine Fotos davon zu veröffentlichen – nicht zuletzt auch aus Respekt vor der Gemeinde in Sevnica. Ich wollte nicht, dass die Bilder wieder nur zum Meme werden.
LK: Es ist schade, dass das Film-Essay so wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, weil es eine ziemlich vielschichtige Perspektive auf das Monument und den Kontext gibt. Die Wendepunkte im Film können von den Fotos und Memes natürlich nicht transportiert werden.
Worum geht es denn im nächsten Teil der Film-Trilogie?
BD: Ich werde analysieren, wie die Medien weltweit auf die Einweihung des Monuments reagiert haben. Die Institution in Ljubljana, in der ich letztes Jahr ausgestellt habe, hat vorgeschlagen, das Denkmal offiziell zu eröffnen. So kam es überhaupt erst zu der großen Aufmerksamkeit in den Medien. Die internationalen Berichte haben sich dabei ziemlich geähnelt. Es sind ein paar eigenartige Sachen passiert. Die "New York Times" veröffentlichte zum Beispiel einen ziemlich gut recherchierten Artikel, aber zwei Stunden später tauchte er mit einer neuen Schlagzeile auf, sowas wie "Die Einheimischen mögen sie nicht", und es waren Statements reinkopiert, die ich schon mehrmals gelesen hatte wie "die Skulptur sieht albern aus" oder "sie sieht aus wie ein Schlumpf". Das Denkmal wurde am vierten Juli, also genau an dem Tag zerstört, an dem es 2019 eingeweiht wurde. Ich habe auf jeden Fall gelernt, dass es eine andere Energie annimmt, wenn man sich entschließt, so eine Einweihung öffentlich zu machen. Es konnte keine Skulptur mehr sein, die irgendwo auf dem Land aufgestellt wird und niemanden weiter interessiert.
Gehen Sie davon aus, dass "Melania" absichtlich am gleichen Tag verbrannt wurde?
BD: Nun, in den USA ist der vierte Juli der Unabhängigkeitstag, es wäre also auch ohne den Jahrestag ein symbolisches Datum. Und ich denke, wenn man das politische Spektrum in den USA betrachtet, dann könnte die Verbrennung für die beiden politischen Lager gleichermaßen bedeutsam sein.
LK: Ich denke, es lässt sich sicher auch als Reaktion auf die erst kürzlich von Trump verkündeten, harten Strafen für Denkmal-Stürmer verstehen.
Wie beurteilen Sie diese Stürze von Statuen in den USA?
BD: Ich persönlich bin mir unsicher, ob ich die Geschichte so ausradieren würde. In meinem Fall war ich weder verärgert, noch glücklich. Ich hatte nur das Gefühl, dass ich jetzt eine künstlerische Antwort geben muss. Meine Praxis hat sich ja auch definitiv aus einer gewissen Affinität zum Vandalismus entwickelt – auf ästhetischer Ebene finde ich also sehr spannend, was da passiert. Es ist verführerisch, das zu sehen, aber nicht das, was ich tun würde. Ich glaube nicht, dass wir viel davon haben, den traurigen Teil der Geschichte auszulöschen.
Vielleicht geht es auch weniger darum, Geschichte auszulöschen, sondern sie nicht mehr zu glorifizieren.
BD: Ja, das wollte ich auch gerade sagen! Es ist in zweierlei Hinsicht verführerisch: Die Ästhetik des Vandalismus ist verführerisch, aber die Ästhetik der Propaganda ist es auch. Ich denke, das ist in erster Linie der Grund, warum Menschen Monumente beseitigen wollen. Anstatt sie zu zerstören oder zu stürzen, würde ich versuchen, sie zu dekontextualisieren, ob das nun bedeutet, sie aus dem Außen- in den Innenraum zu bringen oder neu zu betrachten, warum sie aufgestellt wurden.
LK: Ich schaue auch eher kritisch auf die gewaltsame Zerstörung der Denkmäler, aber finde es in erster Linie wichtig, die Dinge neu zu betrachten. Die Kolumbus-Statue ist ja das beste Beispiel. In Europa wird er noch immer als Held gefeiert, aber kaum jemand denkt an die Folgen seiner Entdeckungen. In diesem Sinne finde ich es wichtig, diesen überfälligen Perspektivwechsel öffentlich auszutragen.
BD: In meinem Fall möchte ich etwas Dauerhafteres errichten, anstatt etwas niederzureißen. Ich weiß natürlich, dass Lenin genau das getan hat. Er hat zuerst schnell und günstig Holzstatuen aufgestellt und sie dann langsam durch Bronzefiguren ersetzt. Ich weiß nicht genau, was es für mich bedeuten würde, wenn ich das Denkmal in Bronze wiederaufstelle, aber ich hoffe, dass die Essenz meiner anfänglichen Kritik auch in einer neuen Figur in ihren Nuancen bestehen bleibt.
Und wo ist die "Melania" aus Holz jetzt?
BD: Im Moment ist die Skulptur in meinem Studio in Slowenien. Wenn ich mir anschaue, was das Feuer angerichtet hat, muss ich sagen, ich finde das ganz faszinierend: Sie ist auf die bestmögliche Weise verbrannt. Ziemlich unglaublich. Das Gesicht, die Arme, die Beine, alle wichtigen visuellen Komponenten sind noch intakt und gerade genug verbrannt. Ich habe die Original-Statue also erhalten können, oder zumindest ihr Herzstück. (lacht)