In einer idealen Welt müsste man gar nicht darauf hinweisen, dass die Künstlerinnenliste der ersten Biennale in der marokkanischen Hauptstadt Rabat nur aus Frauen besteht. Aber da es diese ideale Kunstwelt noch nicht gibt und wir uns immer noch in einer männerdominierten Branche befinden, ist diese konsequente Entscheidung des (dann doch männlichen) Kurators Abdelkader Damani zumindest bemerkenswert. An der Biennalen-Premiere in Rabat nehmen 63 Künstlerinnen aus 27 Ländern teil, die unter dem Motto "An instant before the world" gezeigt werden.
Die Ausstellung ist über mehrere Orte der Stadt verteilt und will die Aufmerksamkeit sowohl auf die neuen Kunstwerke als auch auf die Geschichte Rabats und eine Kunstgeschichte lenken, die aus der Sicht des globalen Südens erzählt wird.
Ein Hauptwerk ist aber auch das Banner der Österreicherin Katharina Cibulka am Mohammed VI Museum für moderne und zeitgenössische Kunst. Cibulka, die in einer Serie feministische Botschaften auf raumgreifende Stoffbahnen stickt, hat in Rabat "Solange es wichtiger ist, unseren Regeln zu folgen als unseren Herzen, bin ich Feministin" an die Museumsfassade geschrieben.
Die Botschaft, die auf Englisch und Arabisch aufgehängt wurde, hat in der Stadt schon einiges Aufsehen erregt, alerdings nicht nur wegen des Inhalts. Laut der "Morocco World News" hat sich in der arabischen Version eine Ungenauigkeit eingeschlichen. Das englische Wort feminist lässt sich nicht wörtlich ins Arabische übersetzen und wurde deshalb in der gestickten Version von Einheimischen kritisiert. Die künstlerische Botschaft bleibt trotzdem universell. Folgt den Herzen, nicht den Regeln.