Dazu dient ein Konzept "Kolonialismus erinnern", das am Donnerstag in Anwesenheit von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) im Haus der Kulturen der Welt vorgestellt wurde.
Das Deutsche Reich war von etwa 1880 bis 1919 eine bedeutende Kolonialmacht. Als Hauptstadt auch des damaligen Reiches war Berlin zudem Gastgeber der sogenannten Kongo-Konferenz von 1884/85, auf deren Grundlage Afrika in Kolonien aufgeteilt wurde.
Roth, deren Rede zu Beginn von propalästinensischen Aktivistinnen und Aktivisten mehrfach gestört wurde, bezeichnete die Aufarbeitung des Kolonialismus als kulturpolitischen Schwerpunkt der Bundesregierung. Das Verbrechen des Kolonialismus sei in den Gesellschaften Europas fast völlig verdrängt, vergessen oder verleugnet worden, auch in Deutschland, sagte Roth. "Kolonialismus und Dekolonisierung sind noch immer absolut weiße Flecken in unserer Erinnerungskultur. Das wollen und das müssen wir ändern." Rassistische Denkmuster seien Teil eines historischen und kulturellen Erbes der Gesellschaft.
"Sichtbar machen, was im deutschen Namen geschehen ist"
Chialo sagte: "Es muss sichtbar gemacht werden, was im deutschen Namen geschehen ist." Vor allen Dingen müsse auch eine gemeinsame Zukunft gestaltet werden. Dafür seien etwa wirtschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und afrikanischen Partnern auf Augenhöhe notwendig, so Chialo.
Das Berliner Abgeordnetenhaus hatte 2019 die Entwicklung eines Aufarbeitungs- sowie Erinnerungskonzeptes zu Geschichte und Folgen des Kolonialismus beschlossen. Das Erinnerungskonzept wurde in einem zweijährigen Prozess unter Federführung des Kulturhistorikers Ibou Coulibaly Diop in Zusammenarbeit mit zivilen Initiativen erarbeitet. Nach dem Konzept sollen unter anderem neu zu schaffende Lern- und Erinnerungsorte Wissen über den deutschen Kolonialismus vermitteln. Als Vergleiche wurde etwa die Aufarbeitung von Nationalsozialismus oder SED-Herrschaft genannt.