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Benita Suchodrev und die Bilder der Nacht

Die Fotografin Benita Suchodrev fängt mit ihrer Kamera das queere Nachtleben Berlins ein. Nun sind ihre Bilder, die ein Bedürfnis nach Freiheit ausdrücken, im Fotografiska Berlin zu sehen

Es begann mit einem Konzert der Band Bonaparte. Die Stimmung war so intensiv, die Leute auf und vor der Bühne so interessant, dass Benita Suchodrev einfach nicht anders konnte, als ihre Kamera zu zücken und den Wahnsinn festzuhalten. Seitdem hat sie nicht mehr aufgehört, im Berliner Nachtleben zu fotografieren. 

Suchodrev, die in der ehemaligen UDSSR geboren wurde und in den USA studiert hat, lebt seit 2008 in Berlin. Die Lust, das nächtliche Treiben in der Stadt einzufangen, ist ihr seitdem nicht vergangen. Das Ergebnis ist eine fotografische Langzeitbeobachtung, die eine Parallelwelt der Clubs und subkulturellen Orte zeigt, die zum Sehnsuchtsort von Menschen aus aller Welt geworden ist. "Mein Leben in Berlin ist untrennbar mit dieser Arbeit verbunden. Ich entdeckte die Stadt, als ich diese Fotos machte", sagt Suchodrev. "Um eine Party wirklich zu genießen, brauche ich meine Kamera. Ich komme in einen Rausch, wenn ich Menschen fotografiere, die authentisch sind und Spaß haben", erklärt sie. 

Jetzt sind ihre Fotografien in der Ausstellung "Le bal Infernal" im Berliner Fotografiska zu sehen. Die Schau ist Teil des "Emerging Berlin"-Talentprogramms, mit denen das Ausstellungshaus im ehemaligen Tacheles in Berlin junge Fotografinnen und Fotografen unterstützen möchte.

Die Ausnahmesituation der Nacht

In welchen Clubs sie genau fotografiert, wer die Menschen sind, die auf ihren scharfkontrastigen Schwarz-Weiß-Bildern und den leuchtenden Farbfotografien zu sehen sind, sagt Suchodrev nicht – das tue nichts zur Sache. Es geht ihr darum, in einer kurzen Begegnung etwas festzuhalten von der Ausnahmesituation der Nacht. 

Da ist der Mann mit Lorbeerkranz und nacktem Oberköper, der seine Lippen im Dekolletee der Frau im Lederfummel versenkt, sie öffnet lustvoll den Mund. Da ist der Junge in Unterhose mit der vorgebundenen Schweinsnase, die Bierflasche locker im Schoß. Da sind die Maskierten, die Geschminkten, die Nackten, die Tätowierten – aber auch der distinguierte ältere Herr im Anzug, der schon ein paar Jahrzehnte länger weiß, wie Nachtleben geht. "Unter der Party-Fassade sprechen diese Momente eine tiefere Ebene der menschlichen Existenz an: das endlose Verlangen, körperlich und spirituell frei zu sein", kommentiert Suchodrev.

Während ihre Langzeitbeobachtung hat sich das Nachtleben verändert, und auch die Fotografie. In der Clubszene sind Freiräume verloren gegangen, und der Siegeszug von Instagram hat dazu geführt, dass manche Menschen nicht mehr so gerne fotografiert werden möchten. Aber trotzdem haben die Berliner Nächte für Suchodrev ihre Faszination noch längst nicht verloren: "Manche Dinge sind vielleicht anders geworden. Aber die Berliner Subkultur ist immer noch lebendig."