Potsdam

Barberini-Direktorin: "Digitalisierung hat Riesensprung gebracht"

Ortrud Westheider, Kunsthistorikerin und Leiterin des Museums Barberini
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Ortrud Westheider, Kunsthistorikerin und Leiterin des Museums Barberini

Die Corona-Pandemie hat auch dem Potsdamer Museum Barberini monatelange Schließzeiten beschert. Die Schau mit Werken der russischen Impressionisten blieb komplett unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dennoch zieht die Direktorin eine positive Bilanz

Die Corona-Pandemie hat dem Potsdamer Museum Barberini aus Sicht von Direktorin Ortrud Westheider trotz langer Schließungen einen Entwicklungsschub gebracht. "Wir haben mit der Digitalisierung einen Riesensprung gemacht", sagte Westheider im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die geführten Live-Touren durch die Ausstellungen im Internet hatten seit September rund 32 000 Teilnehmer. Dies seien genauso viele wie sonst bei geführten Touren im Museum in demselben Zeitraum, sagte die Direktorin.

Bei den Live-Touren im Internet führt der Guide die Teilnehmer anhand einer 360-Grad-Ansicht durch die Ausstellungen. So können die Zuschauer auf dem Bildschirm die gesamten Ausstellungsräume erleben. Der Guide kann bei seinen Erläuterungen aber auch auf einzelne Bilder und deren Details zoomen.

"Wir hatten bei den Live-Touren Teilnehmer aus der ganzen Welt, von denen viele sicher nicht zu einem Museumsbesuch hätten anreisen können", sagte Westheider. "Andere sagten: 'Jetzt habe ich die Ausstellung so ausführlich gezeigt bekommen - jetzt will ich mir die Bilder auch im Museum ansehen.'" Unter anderem habe auch ein deutscher Soldat aus einem Militärcamp im afghanischen Kundus teilgenommen, berichtete die Direktorin.

Die Live-Touren sollen auch fortgesetzt werden, wenn Führungen im Museum wieder möglich sind. Vor den Sommerferien habe es auch schon wieder erste Führungen mit Schulklassen im Museum gegeben, berichtete Westheider. "Denn die Klassen waren ja als einheitlicher Verband getestet und konnten so ins Museum."

Erfolg in den sozialen Netzwerken

Großen Erfolg hat die Digitalisierung dem Museum auch in den sozialen Netzwerken beschert. "Bei Facebook haben wir seit Jahresbeginn eine Reichweite von 4,1 Millionen Nutzern erzielt und bei Instagram sind es knapp 5,6 Millionen", sagte die Direktorin. "Das ist der Boom, der durch das Digitale gekommen ist. Ohne die Not der Pandemie hätte man sicher nicht diese Energie da hinein gesteckt."

Die Schau "Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde" von Anfang November 2020 bis Mitte Februar 2021 war nur digital zu erleben, weil das Museum wegen der Corona-Pandemie geschlossen war. Es sei aber gelungen, die Schau mit Eröffnung am 28. August 2021 erneut ins Museum zu holen. "Das ist ein Re-hanging, was es bisher noch nicht so gab", meinte Westheider. Dies sei aber auch wirtschaftlich sehr sinnvoll. Denn die Kataloge seien bereits gedruckt und auch die Texte an den Wänden müssten nur wieder aufgebracht werden.

Seit dem 22. Mai dürfen auch wieder täglich rund 600 Besucher in die Ausstellung "Rembrandts Orient" kommen, dies ist nur etwa ein Drittel der normalen Besucherzahl. Die Schau, die am Sonntag endet, sei mit mehr als 45 000 Besuchern nahezu ausgebucht gewesen, sagte Westheider.

Parallel ist weiterhin die Sammlung impressionistischer Gemälde des Museumsgründers Hasso Plattner zu sehen. Unter den mehr als 100 Gemälden befinden sich unter anderem Werke von Claude Monet und Paul Signac.