Der Unterschied zwischen geistig und real ist manchmal nur die Frage des Lichteinfalls. Das zeigen die beiden Collagen der Künstlerin Ludovica Gioscia, die sich in einem der während des Lockdown leeren Glasschaukästen des Berliner Kino International nahe des Alexanderplatzes befinden. Durch aufgelegte Filter und dem Verfahren "day for night" (deutsch: "Tag als Nacht" oder auch "Amerikanische Nacht") wird einem bei Tageslicht entstandenen Werk das Licht so entzogen, dass es aussieht, als wäre es bei Nacht gemacht. Das Ausstellungsprojekt "Day for Night" in Berlin befasst sich mit dieser Filmtechnik - und bringt gleichzeitig - bei Tag und bei Nacht - Leben in die zwangsschlafende Filmwelt der Stadt.
20 Künstler und Künstlerinnen wurden eingeladen, die Schaukästen der Berliner Kinos mit insgesamt 40 Plakaten zu bespielen. Unter der künstlerischen Leitung von Susanne Bürner und Dominique Hurth sind die Werke in den Vitrinen der Kinos an den Hackeschen Höfen, dem Kino Central, dem Babylon Mitte und dem Kino International zu finden. Die Plakate verbindet ein Interesse am Bildermachen. Mit dem Bezug zum Film arbeiten einige der Künstler und Künstlerinnen an collagenartigen Postern mit der Unterstützung von Texten. Andere benutzen Filmstills berühmter Hollywood-Blockbuster, und wieder andere setzen sich allgemeiner mit dem Thema Plakat auseinander.
Ob Collage, Druck, Bewegtbild oder performative Ansätze: Kunst im öffentlichen Raum wird immer wichtiger, wenn die Institutionen geschlossen sind. Die teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen, unter anderem Xavier Antin, Heike Bollig, Prinz Gholam, Katja Strunz und Paul McDevitt, erinnern an die Kraft der Bilder, ob bewegt oder statisch und verweisen gleichzeitig auf den Moment, wenn in den Schaukästen wieder Kinofilme angekündigt werden.
Wer das Projekt unterstützen will, kann online außerdem Plakate der Künstlerinnen und Künstler für je 40 Euro erwerben.