Richter habe mit einer "mutigen und hellsichtigen Auseinandersetzung" eine Welt mit Erinnerungen, Wahrnehmungen und Gefühlen geschaffen, sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, am Mittwoch. Besonders berührt seien die Überlebenden von Richters Birkenau-Bildern, "die für immer als Erinnerung und Menetekel an der Wand der Menschheitsgeschichte leuchten werden".
Bei den 2014 entstandenen Birkenau-Arbeiten Richters handelt es sich um vier großformatige abstrakte Gemälde. Zunächst hatte der Künstler vier Schwarz-Weiß-Fotografien übertragen, die die Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau heimlich aufgenommen hatten und die 1944 aus dem KZ geschmuggelt worden waren. Später übermalte Richter die Bilder mit mehreren Farbaufträgen, so dass die ursprünglichen Motive nicht mehr zu erkennen sind.
Richter setze mit diesen Bildern auch dem Mut jener Häftlinge des Sonderkommandos ein Denkmal, die es schafften, die Ermordung und Verbrennung der jüdischen Familien in Auschwitz heimlich zu fotografieren, sagte Heubner. "Die Überlebenden empfinden deshalb diese Bilder Gerhard Richters nicht nur als Zeichen seiner Empathie mit ihnen und allen in Auschwitz Ermordeten, sondern sehen sie auch als Beleg dafür, dass die künstlerische Auseinandersetzung mit dem, was in Auschwitz geschehen ist, nicht enden wird."
Für die Auschwitz-Überlebenden sei es eine bleibende Geste, dass Richter eine Edition seines Birkenau-Zyklus dem Internationalen Auschwitz Komitee überlassen habe. Für die Bilder werde eine Ausstellungshalle auf dem Gelände der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim/Auschwitz entstehen - vier Kilometer von dem Ort Birkenau entfernt, an dem die Bilder des Malers ihren Ursprung hätten.
Derzeit ist der Zyklus im K21 der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf zu sehen. "Die Kraft und die Wahrheit der Fotografien ist niemals erreichbar, wenn man das malt", hatte Richter über die Birkenau-Bilder gesagt. "So wurden sie abstrakt und ich war darüber erleichtert."