"Ein bisschen auch noch dem Schreiben, aber seit meine Augen auf die kurze Distanz so schlecht sind, ist das Schreiben schwer geworden", erzählte Mueller-Stahl dem "Süddeutsche Zeitung Magazin" (Freitag). "Das Reizvolle an der Malerei ist, dass Sie in Ihrer eigenen Welt leben und sich ein bisschen von den Gräueln der Gegenwart entfernen. Sie kommen zu sich. Und Sie können ganz allein arbeiten."
Als Schauspieler bekomme er immer noch "schöne Angebote", aber er sei 91 Jahre alt. Mueller-Stahl ("Die Manns", "Oberst Redl", "Shine") ist einer der wenigen deutschen Schauspieler, die auch in Hollywood erfolgreich waren. Seine Facetten als Künstler zeigt aktuell eine Ausstellung im Schaudepot der Rostocker Kunsthalle.
Auf die Frage, wo er sich mehr zu Hause fühle, in Los Angeles oder an der Ostsee bei Lübeck, sagte Mueller-Stahl: "Wir lieben das Leben in Pacific Palisades. Um diese Zeit im Jahr wären wir eigentlich dort, durch die Pandemie ist das alles schwieriger geworden."
Er habe das Zurückkommen immer als sehr erfüllend empfunden. "Sehen Sie, ich schreibe auf Deutsch, ich denke auf Deutsch, die Sprache ist eine wichtige Verbindung. Jedes Mal, wenn wir länger in Amerika sind und dann wieder herkommen, merke ich, dass die Sprache sich verändert, dass neue Worte in Mode kommen." Ein Beispiel ist für ihn das Wort "nachvollziehen". "Mir scheint, das wurde früher überhaupt nicht verwendet." Jetzt höre man es ständig. Alle sagten, sie könnten dies oder jenes "nachvollziehen". "Ich finde es ein scheußliches Wort."