Anne Imhof wird für die Tate Modern eine neue Arbeit entwickeln. Die Künstlerin, die für ihre mehrstündigen Aufführungen bekannt ist und für "Faust" 2017 auf der Biennale von Venedig den Goldenen Löwen für den besten Pavillon bekam, bespielt das Performanceprogramm "BMW Tate Live" als erste Einzelposition. Geplant ist eine Aufführung über die gesamte Laufzeit aus zehn Tagen und sechs Nächten, bestehend aus Musik, Malerei und Skulptur.
Seit 2017 verwandelt sich das Erdgeschoss der Tate Modern in London jedes Jahr im März für zehn Tage in ein Festival der Performancekunst mit ständigen Interventionen und wechselnden Programmpunkten zu festen Aufführungsdaten. So vernebelte 2017 Fujiko Nakaya die südliche Terrasse, Isabel Lewis ließ einen speziell kreierten Duft durch die gewaltige Industriearchitektur strömen und Aufführungen von zumeist eigens entwickelten Performances fanden teilweise beiläufig inmitten der Besucher statt. 2018 stand das Programm im Zeichen von Joan Jonas, der großen US-Pionierin der Performance-Kunst.
Wer das Haus während dieser Performancetage besuchte, konnte erleben, wie sich die rigorose Beton-Architektur und das Situative, Ephemere der Performances sich kongenial verschränkten. Der Tate-Kuratorin Catherine Wood war es so gelungen, das Haus mit "BMW Tate Live" zu einem experimentellen Spielort zu machen, der die Kategorien "Ausstellung" und "Museum" neu definiert.
Dass sie jetzt Anne Imhof für die nächste Ausgabe der Tate Live Exhibition holt und der Künstlerin mit ihrem Team das Programm alleine überlässt, ist mutig, aber schlüssig: Anne Imhof hat bereits im Hamburger Bahnhof 2016 mit "Angst" bewiesen, dass sie mit wenigen gezielten Interventionen auch große Ausstellungshallen in den Griff bekommt. Und im Deutschen Pavillon auf der Biennale von Venedig 2017 trieb sie mit Panzerglas und Stahl eine architektonische Härte auf die Spitze, um darin fragile aber widerständige Körperlichkeit zu feiern. Auch die für ihre Akustik bekannten, "Tanks" genannten großen Ausstellungsräume werden zu Anne Imhofs lebenden Bildern beitragen, die nicht zuletzt durch den suggestiven Einsatz von Sound ihre große Intensität erreichen.