Toy Berlin Masters Award

Andi Fischers extrem gut schlechte Zeichnungen

Wer im Sommer einen Blick auf Instagram geworfen hat, dem sind ein paar Künstler des UdK-Rundgangs immer wieder begegnet. Einer davon hat nun den Toy Berlin Masters Award gewonnen: Andi Fischer. Annika von Taube hat seine extrem gut schlecht gezeichneten Arbeiten im Septemberheft empfohlen

Wie oft steht man auf einer Messe vor dieser großartigen Arbeit einer erfolgreichen Künstlerin und denkt sich, ach hätte ich mal vor zehn Jahren was von der gekauft, als ich der einzige Mensch auf der Welt war, dem klar war, dass ihre Arbeiten mal so viel wert sein würden! Aber verpasste Chancen müssen einen ja nicht davon abhalten, die nächste zu ergreifen.

Wer unter Einsatz einer drei- bis niedrig vierstelligen Summe die ultimative Wertsteigerung erleben will, besuche die Abschlussausstellung einer Kunsthochschule und siebe dort aus dem Bodensatz namenloser Talentfreiheit die zwei, drei Goldnuggets heraus, die ein Jahrgang maximal hervorbringt – übrigens ungeachtet seines Umfangs, ob der nun Tausende Studierende umfasst wie in Berlin oder ein paar Hundert in Frankfurt. Früher brauchte man noch ein bisschen Auge, Bauchgefühl und Kontextwissen, um sie zu finden, heute reicht Instagram. Neben den Fotofiltern gibt es da nämlich einen Talentfilter, der auch beim kürzlich erfolgten Rundgang an der Berliner Universität der Künste zuverlässig zwei Nuggets identifizierte: Nichts wurde so oft fotografiert und mit so vielen Likes und Liebe ausdrückenden Emojis versehen wie die zwischen Pinocchio und de Chirico wandelnden Kunststoff-Männchen aus dem 3-D-Drucker von Wieland Schönfelder und die extrem gut schlecht gezeichneten Kindermotive von Andi Fischer. Und zwar nicht nur von Laien, sondern auch von professionellen Kunstmenschen: Lob von Kritikern + Kuratoren = Kaufen!

Auf dem Weg zu einer stabilen Marktposition können natürlich unkalkulierbare Einflüsse wie Schaffenskrisen oder Überproduktion für die ein oder andere Berg- und Talfahrt sorgen. Wir sprechen trotzdem eine klare Empfehlung für die Arbeiten von Andi Fischer aus, nicht zuletzt weil aus seinem Lebenslauf (nachzulesen auf seiner Website) ein solcher Fokus aufs Wesentliche spricht, dass gar nichts anderes herauskommen kann als gute Kunst. Und die ist ja bekanntlich immer eine Investition wert.

Dieser Text ist in der Septemberausgabe von Monopol erschienen. Die Ausstellung der Finalisten "Berlin Masters 2018" ist noch bis zum 7. Oktober zu sehen