Die US-Künstlerin Amy Sherald dürfte den meisten Menschen durch ihre Porträts bekannter Frauen begegnet sein. 2018 malte sie die ehemalige First Lady Michelle Obama für die National Portrait Gallery in Washington, in diesem Jahr porträtierte sie die von der Polizei erschossene Notfallsanitäterin Breonna Taylor für das Cover der Zeitschrift "Vanity Fair".
Dass sie auch mit der Darstellung von alltäglicheren Motiven und im Medium der Gouachemalerei überzeugt, zeigt Amy Sherald nun mit der Ausstellung "Womanist is to Feminist as Purple is to Lavender", die seit dem Wochenende online bei der Galerie Hauser & Wirth zu sehen ist. Darin sind neue, kleinformatige Bilder zu sehen, die laut der Künstlerin in ihrer Zeit im Corona-Lockdown entstanden sind. "Ich habe das gemacht, was an meinem Küchentisch möglich war", sagt Amy Sherald im Gespräch mit "Artnet". Die Arbeit führte sie in ihr Fotoarchiv, wo sie sich mit Porträts von Schwarzen Frauen beschäftigte, die sie bisher noch nicht in Gemälde übersetzt hatte. In den Arbeiten geht es wie oft bei Amy Sherald um Visualisierungen von Privatheit, Genuss und Muße - etwas, was ihrer Meinung nach in der Geschichte der Darstellung Schwarzer Menschen lange zu kurz gekommen ist. Eine Frau im gelb-roten Tupfenkleid sitzt auf einem Fahrrad, eine andere entspannt in einem orangen Sessel. Die Figuren werden nicht durch einen erkennbaren Hintergrund verortet, sondern schweben vor einer universell anmutenden Fläche in Off-White.
Den Titel der Online-Schau "Womanist is to Feminist as Purple is to Lavender" hat sich Amy Sherald bei der Autorin Alice Walker ("Die Farbe Lila") geliehen, die den Begriff des "womanism" geprägt hat. Damit bezeichnete sie Anfang der 1980er-Jahre eine intersektionale Strömung des Aktivismus, der den größtenteils von Weißen geprägten Feminismus mit Anliegen von People Of Color zusammenbringt und die Verschränkungen von Klasse, race und Gender berücksichtigt.
"Ich bin nicht sicher, ob man als Schwarze Frau Feministin sein kann", sagt Amy Sherald gegenüber "Artnet". "Wie Walker schreibt, ist es dasselbe, aber anders. Wie Lila und Violett. Eine 'womanist' arbeitet am Wohlergehen von Männern, Frauen und der ganzen Menschheit gleichermaßen. Das ist nicht singulär, und das gefällt mir."