Als Jackson Pollock, Mark Rothko oder Barnett Newman in den 1950er-Jahren mit ihrem Abstrakten Expressionismus definierten, was zeitgenössisch war, tat der New Yorker Alex Katz etwas ganz anderes: Er malte Porträts von Menschen in der U-Bahn, anderen Künstlern, Dichtern und Autorinnen, er zeigte seinen Freundeskreis und sein direktes Umfeld.
In der großen Retrospektive, die sich das schneckenhausförmige Guggenheim Museum hinaufwindet und Katz’ Werk von den 1950er-Jahren bis heute umfasst, wird eindrucksvoll klar, wie er unbeeindruckt von allem, was um ihn herum passierte, seinen Stil fand, verfeinerte und etablierte. Mit 95 Jahren malt er immer noch rege, auch wenn die ikonischen Porträts in den letzten Jahren etwas kitschigen, abstrahierten Landschaften und Blumen gewichen sind.
Katz geht im Laufe der Zeit vom Kleinen ins Große. Besonders sind seine Papiercollagen, nur etwa A4-groß, in denen er aus verschiedenfarbigen Papierflächen reduzierte Strandszenen schafft. Das Zusammensetzen von Körpern aus Flächen macht auch in den Ölgemälden seinen besonderen Stil aus. Wenn er die Hauptfarbe für ein Gesicht ausgewählt hat, modelliert er Tiefe durch schattige Flächen, Lichtreflexe und Konturen, die sich wie Schablonen übereinanderlegen. Während seine Modelle anfangs noch als ganze Figuren vor leerem Hintergrund sitzen, zoomt Katz später immer weiter in die Gesichter hinein.
"Ein Bild reflektiert seine Entstehungszeit", sagte Katz einst, und so sind seine Bilder seit den 1960er-Jahren klar inspiriert von der bunten Werbe- und Kinoästhetik, die auch seine Pop-Art-Kollegen faszinierte. Neben Berühmtheiten aus der New Yorker Kulturszene taucht ein Gesicht immer wieder auf – seine Frau Ada Katz, die er bis heute über 1000-mal gemalt hat und der man in der Ausstellung auf eindrückliche Weise beim Altern zusehen kann.