Anti-Kolonialismus-Proteste

Aktivisten wollen Artefakt aus Pariser Museum stehlen - festgenommen

Ausstellungssaal für afrikanische Kunst im Musée du Quai Branly - Jaques Chirac in Paris
Foto: Andreas Praefcke / Wikipedia

Blick ins Musée du Quai Branly - Jacques Chirac in Paris

Im Musée du Quai Branly in Paris hat eine Gruppe von Aktivisten versucht, einen rituellen Gegenstand aus Süd-Sudan zu stehlen, um ihn zu restituieren. Sie warfen dem Museum vor, selbst der Dieb zu sein 

Wie ein Video auf Facebook zeigt, das der im Kongo geborene Aktivist Mwazulu Diyabanza postete, löste die Gruppe in einem der Museumssäle einen geschnitzten Holzstab aus dem 19. Jahrhundert aus seiner Halterung, der bei Beerdigungszeremonien verwendet wird. Sie warfen Frankreich vor, heutige Museumsexponate während der Kolonialzeit aus Afrika gestohlen zu haben und sie ihren wahren Besitzern vorzuenthalten. Die Reichtümer sollten dorthin zurückkehren, wo sie hingehörten.

Die Aktivisten wurden von Sicherheitspersonal aufgehalten, bevor sie das Quai Branly verlassen konnten. Sie wurden zwischenzeitlich festgenommen und von der Pariser Polizei befragt. Im September müssen sie sich nach Informationen der Nachrichtenagentur Associated Press wegen gemeinschaftlichen versuchten Diebstahls von Kulturerbe vor Gericht verantworten. 

Der französische Kulturminister verurteilte die Aktion. Auch wenn die Diskussion um Rückgaben von Kulturgütern legitim sei, gebe es keine Legitimierung für die Gefährdung von Kunstwerken. 

Die Aktion fand im Zuge der Anti-Rassismus-Proteste statt, die nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd durch einen Polizeieinsatz weltweit ausgebrochen sind. Dabei wird zunehmend auch über Denkmäler und Kunstgegenstände aus der Kolonialzeit debattiert. Mehrere Statuen von Kolonialherren und Sklavenhändlern wurden gestürzt oder beschädigt.

Das Museum du Quai Branly-Jacques Chirac wurde 2006 eröffnet und beherbergt eine große Sammlung außereuropäischer Kunst. Bereits 2018 hatten die französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy und der senegalesischen Ökonom Felwine Sarr für den französischen Präsidenten Macron ein Gutachten zu kolonialen Kunstobjekten erstellt. Darin empfahlen sie die Restitution von Objekten mit zweifelhafter Herkunft. Kritiker werfen Macron vor, dass seitdem trotz großer Versprechen nichts passiert sei