Das Vogelnest wurde für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking gebaut. Schon damals fanden die Eröffnung- und Schlussfeier in dem 80 000 Plätze zählenden Nationalstadion in Peking statt. An dem Entwurf des Schweizer Architektenbüros Herzog & de Meuron war auch der berühmte chinesische Künstler Ai Weiwei beteiligt - heute ein scharfer Kritiker des kommunistischen Systems. Lange hat sich der jetzt in Portugal lebende 64-Jährige Künstler nur ungern zu seiner Mitwirkung geäußert, tat das Stadion einmal in einem dpa-Interview sogar scherzhaft als "Schweinenest" ab.
Vor den Winterspielen machte Ai Weiwei aber seiner Enttäuschung Luft, wie die kommunistische Führung die Spiele und das ikonische Stadion mit seiner offenen Konstruktion für ihre Propaganda nutzte. "Wir hatten gehofft, dass unsere Architektur ein Symbol für Freiheit und Offenheit sein und Optimismus und eine positive Kraft repräsentieren könnte, was sich am Ende sehr von der Verwendung als Werbemittel unterschieden hat", sagte Ai Weiwei der Nachrichtenagentur AP. Das sei "in die entgegengesetzte Richtung unserer Ideale" gegangen.
Einen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking hält er für sinnlos: "Heute bieten viele Länder, darunter die Vereinigten Staaten und europäische Länder, einen diplomatischen Boykott der Nichtteilnahme an. Ich persönlich halte diesen politischen Boykott für sinnlos", sagte er im ZDF-"heute journal".
"IOC strebt stets nach höheren Profiten"
China sei "mittlerweile so selbstbewusst, dass es davor keine Angst hat, eine Schwächung wegen des Boykotts nicht zeigen wird", sagte der 64-Jährige. Der Westen sei nicht in der Lage gewesen, eine bessere Lösung zu finden, um mit China über wirtschaftliche oder politische Abkommen zu verhandeln. "Der Boykott wird damit auf eine oberflächliche Geste reduziert", sagte der Kritiker der Kommunistischen Partei.
Das Internationale Olympische Komitee benutze "den Sport in hohem Maße für die Sportveranstaltungen eines autoritären Staates". Während die Regierung in China das Volk "skrupellos unterdrückt" und die Spiele "zu einem parteiinternen Fest für das Regime macht, hat das IOC das nie kritisiert. Das IOC strebt stets nach höheren Profiten und hat dabei den Geist der Olympischen Spiele verloren", sagte Ai.
China steht unter anderem wegen Menschenrechtsverletzungen im Umgang mit Uiguren und Tibetern, wegen der Drohungen gegen Taiwan oder der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong in der Kritik.