Kino-Eröffnung

Action mit Abstand

Auch in Berlin dürfen ab dem heutigen Dienstag die Kinos wieder unter Auflagen öffnen. Der Verbandschef und Kinobetreiber Christian Bräuer plädiert dafür, Abstandsregeln anders zu denken

Für die meisten Menschen dürfte sich die Filmwelt während der Corona-Beshränkungen hauptsächlich auf dem Sofa vor Netflix abgespielt haben. Jetzt dürfen in den meisten Bundesländern auch die Kinos wieder öffnen, ab dem heutigen Dienstag kommt Berlin dazu. Allerdings gelten auch beim Filmschauen die Abstandsregeln.

Der Verbandschef und Kinobetreiber Christian Bräuer plädiert dafür, in den Kinos die Corona-Maßnahmen anders zu gestalten. Statt der 1,50 Meter Abstand hält Bräuer es für sinnvoll, je einen Sitz zwischen den Plätzen frei zu lassen. "Ich glaube, das fühlt sich sehr sicher an", sagte der Vorsitzende der AG Kino - Gilde deutscher Filmkunsttheater der Deutschen Presse-Agentur.

Ähnlich sei es in Frankreich und vielen anderen Ländern geregelt. Im Kinosaal laufe man nicht umher, spreche nicht, betonte Bräuer. Es stehe jedem frei, im Sitzen die Maske aufzubehalten. Im Kino seien die Sitze zudem definitiv breiter als im Flugzeug, wo die Gäste direkt nebeneinander säßen. Außerdem könnten die Kinos auch auf Kontaktverfolgung setzen, falls es einen Corona-Fall gebe.

In Berlin betreibt Bräuer 14 Programmkinos der Yorck-Gruppe. Die Filmtheater hatten in Deutschland wegen der Pandemie wochenlang geschlossen. Viele Betriebe starten laut Bräuer trotz der Erlaubnis ab 30. Juni erst am Donnerstag (2. Juli). Im Delphi Lux in Charlottenburg sieht man es an Zetteln an den Kinositzen: Der Saal dürfte wegen der Corona-Auflagen nur spärlich besetzt bleiben.

Wirtschaftlicher Betrieb kaum möglich

Bislang sind die Kinos auf 1,50 Abstand eingestellt. Damit ist laut Bräuer ein wirtschaftlicher Betrieb nicht richtig möglich, bei vielen Häusern seien die Zahlen schwach bis katastrophal. Ein Kreislauf setze sich in Gang, der Verleiher und Produzenten treffe. Große Filme starteten nicht.

Gilde-Chef Bräuer setzt darauf, dass die Besucher nach wochenlangem Fernseh-Gucken und Streamen zu Hause wieder Lust aufs Kino haben. Der Kinogang als schöner Abend, das habe einen anderen Wert als die Frage "Schauen wir noch eine Folge oder nicht?". Man erinnere sich anders an die Filme, weil man sich anders einlasse, sagte Bräuer. Highlights der Programmkinos zum Neustart sind demnach "Undine" von Christian Petzold und "Berlin Alexanderplatz" von Burhan Qurbani; beide Filme liefen bei der Berlinale.

In der AG Kino - Gilde deutscher Filmkunsttheater sind nach eigenen Angaben mehr als 300 unabhängige Filmkunst- und Programmkinos in Deutschland zusammengeschlossen.