Das titelgebende Nilpferd hat sich schon auf der Einladungskarte für "The Missing Hippopotamus" aus dem Staub gemacht. Dafür gelang es João Maria Gusmão und Pedro Paiva, für ihre Schau im Kölnischen Kunstverein einige andere scheue Tiere festzuhalten, und das in Bronze. Zum ersten Mal zeigen die zwei Portugiesen, die seit ihrem Beitrag für den Pavillon ihres Heimatlandes auf der Venedig-Biennale 2009 als Kunstfilmer bekannt sind, in größerem Rahmen Skulpturen, die es mit dem mal verhaltenen, mal durchaus grotesken Humor ihrer Filmarbeiten aufnehmen können.
Eine Ente betrachtet auf wackeligen Füßen ihr Spiegelbild, um wohl in der nächsten Sekunde umzukippen. Ein Hase ergibt sich mit erhobenen Pfoten einer Walze, die gleich mehrfach auf ihm herumgerollt sein muss, bevor der tragische Augenblick zur Permanenz einfror. Und wie zur Bekräftigung dieser zur Ewigkeit verdammten Flüchtigkeit steht da noch ein Filmprojektor, stilisiert auf sein emblematisches Minimum, den es samt Lichtstrahl in Metall verwandelt hat.
Es ist schon erstaunlich, wie treu sich Gusmão und Paiva, 1979 und 1977 in Lissabon geboren, in einem gänzlich anderen Medium geblieben sind. Schon ihre Filme versteckten ihre strenge Konzeption gern hinter der Anmutung verhuschter Amateurhaftigkeit. Ein vermeintlicher Mangel wie der Lichteinfall beim Filmeinlegen in der Kamera beschwört in ihren Bewegtbildern die Materialromantik des Zelluloid. Ganz ähnlich prahlen die Skulpturen mit dem Ewigkeitsversprechen des Gießerhandwerks. Zugleich aber erinnern ihre einfachen Formen an Basteleien im Kindergarten.
Mit zwei längeren Rollen von Filmarbeiten und einer im Keller installierten Camera obscura setzen die beiden zugleich auch fort, was sie bekannt machte. Wenn sie mit einer für die Wissenschaft entwickelten High-Speed-Kamera ein paar Sekunden lang einen schlafenden Zugreisenden filmen, werden daraus in Superzeitlupe einige Minuten Film. Vielleicht nicht ganz die bronzegewordene Permanenz des Augenblicks. Aber doch ein Innehalten im Fluss der Zeit.