Galerie AOA;87
Diese Art Düsseldorf hat mit knapp mehr als 100 Ausstellenden eine hervorragend handhabbare Größe, und mit Industrie-Charme, Großzügigkeit und Tageslicht zählt sie atmosphärisch zum Besten, was die deutsche Kunstmesse-Landschaft zu bieten hat. Gerade dieses Licht macht es für Galerien wie AOA;87 aus Bamberg und Berlin so interessant.
Von ihrer Künstlerin Noriko Ambe aus Japan zeigen sie ausgeschnittene, zu skulpturalen Topografien geschichtete Papierarbeiten von handlicher Größe bis hin zu meterlangen Ausmaßen. Ein langes Papierband mit tausenden kreisrunden Aussparungen wellt sich kaskadenartig durch den Raum bis zum Boden. Wer an Laser Cuts und die Mechanik von Lochkarten denkt, liegt total falsch: Jeder dieser kleinen Kreise, lichtdurchlässige Negativräume allesamt, wurde von Hand ausgeschnitten.
Stand B01

Installationsansicht AOA;87 mit Arbeiten von Noriko Ambe, Art Düsseldorf, 2025
Galerie Max Goelitz
An seinen Stand richtig gewöhnt hat sich auch der Galerist Max Goelitz mit Niederlassungen in Berlin und München. Sein bevorzugter Platz auf der Art Düsseldorf ist rings um ein charakteristisches Tor aus angerosteten Stahlträgern, das noch von der industriellen Vergangenheit des Areal Böhler zeugt. Die junge koreanische Künstlerin Ju Young Kim konterkariert die Situation mit Teppichboden und genieteten Leichtmetallwänden wie in einer Flugzeugkabine. Darauf hat sie Glasscheiben montiert, die als Bildträger für Ansichten aus der Passagierkabine dienen, auch der beliebte Blick aus dem runden Fenster fehlt nicht.
Natur und Technologie verschränken sich beim Kollektiv Troika ganz ähnlich: Die Himmel von Landschaftsansichten werden ausgeschnitten und hochkant montiert – sie stammen aus den Bildschirmschoner-Hintergrundbildern der verschiedenen Apple-Betriebssysteme, alle benannt nach US-amerikanischen Landstrichen.
Stand G04

Stand von Max Goelitz, Art Düsseldorf, 2025
Maximiliane Baumgartner bei Max Mayer
Die jüngere Generation der Düsseldorfer Galeristen ist naturgemäß nah an der Kunstakademie, wo Maximiliane Baumgartner Professorin ist. Der Stand von Max Mayer lädt ausgerechnet mit Pferdebildern ein – ein nun wirklich sehr abgedroschenes Motiv, das aber hier mit großer Lustigkeit und Attraktivität in die Koje lockt.
Die 1986 geborene Malerin Maximiliane Baumgartner hat sich mit dem Dressur-Reitsport befasst – einer Disziplin, in der Deutschland naturgemäß zu den führenden Nationen zählt. Von Fernsehbildern ausgehend, malte sie auf kreisrunde Metallscheiben die Pferde und ergänzte sie mit anderen Bildebenen (Speigeleier, Thumbs-up-Daumen und andere Motive). Das Interessanteste bringen die Edeltiere aber von Hause aus mit, nämlich ihre eigenartigen Namen: "Bluetooth OLD", "All At Once" oder "Total Hope" – ein Pferd, auf das man immer setzen sollte.
Stand H04

Maximiliane Baumgartner "Bluetooth OLD", 2024
Muntean Rosenblum bei Galerie Zink
Muntean Rosenblum hatten schon Anfang der Nullerjahre mit ihren melancholischen Malereien von jungen Menschen einen Moment – beziehungsweise hatte die figurative Malerei aus Deutschland damals einen. Das Duo aus Markus Muntean und Adi Rosenblum ist sich mit seinem Ansatz über die Jahrezehnte treu geblieben, aber die Perspektive auf das Œuvre hat sich verändert: Herrschte damals Generation-X-Ennui, bedeutet Jungsein heute wirklich existenzielle Ungewissheiten.
Muntean Rosenblum haben die Ästehtik ihrer Bilder auf ein Video übertragen, in dem junge Menschen vor sich hinträumen, eine flüsternde Stimme ermutigt sie dazu. Freude und jugendlicher Übermut in Flip-Flops – natürlich fest auf dem Boden der Kunstgeschichte – geht von den Keramiken des Australiers Gerry Wedd aus: Er hat die tönernen Badelatschen mit Motiven aus der Kunstgeschichte bemalt.
Stand G12

Gerry Wedd bei Galerie Zink
Alicja Kwade bei Pace und Mennour
Einen fast institutionsreifen Auftritt legen die beiden internationalen Galerien Pace (USA) und Mennour (Frankreich) gemeinsam hin, die zum ersten Mal auf dieser Messe sind. Sie zeigen die Künstlerin Alicja Kwade, die von beiden vertreten wird, mit ihrer bislang persönlichsten Arbeit.
Kwade hatte für eine Ausstellung in der Berlinischen Galerie ihre DNA auslesen lassen, nun ist sie ausgedruckt auf unzählbaren Din-A4-Seiten an die Kojenwände genagelt. Dazugehörige Archivschränke aus blankem Kupfer stehen skulptural in der Mitte, ansonsten sind nur zwei weitere Werke zu ihrer eigenen Identität auf die raumfüllende DNA-Tapete aufgebracht: Zwei gerahmte Fotografien von Rückenansichten der Künstlerin, die spiegelgleich zu sein scheinen – dabei ist das eine der beiden Bilder eine Zeitungs-Aufnahme einer anderen jungen Frau. Die Ähnlichkeit und die Fremdheit bleiben zentrales Thema, auch in ihrer standesamtlichen Urkunde, die bezeugt, dass sie sich von "Alice" – ihrem deutschen Namen – wieder in "Alicja" zurück benennen ließ.
Stand D06

Alicja Kwade "Gegebenenfalls die Wirklichkeit (Alicja)", 2019
Edith Dekyndt bei Konrad Fischer
Es ist natürlich Ehrensache für die wichtige Düsseldorfer Galerie Konrad Fischer, hier zum Heimspiel anzutreten - und richtig zu punkten. Der Stand strotzt vor guten Namen wie Tony Cragg und weiteren Düsseldorfer Granden, aber besonders hervorzuheben ist eine ziemlich mutige skulpturale Setzung: Ein fünf Meter hoher Vorhang verdeckt die Koje nahezu.
"Specific Subjects" besteht aus Baumwollrupfen, hat seine natürliche grau-beige Farbe, doch bis auf Brusthöhe ist das Tuch dekorativ getränkt mit Rotwein. Die 1960 geborene belgische Künstlerin Edith Dekyndt hatte das Werk letztes Jahr mit Wein und Wein-Bodensatz angefertigt, unter Einfluss der Kapillarwirkung des Materials. Was dieses Werk zwischen Zeigen und Verbergen, Theatralik und Einfachheit mit dem Raum anstellt, lässt sich am besten vor Ort verstehen.
Stand C06

Edith Dekyndt "Specific Subjects", Installationsansicht Art Düsseldorf, Galerie Konrad Fischer, 2025
Esra Gülmen bei Judith Andreae
Zu den jungen Entdeckungen auf der Messe zählt Esra Gülmen, eine türkischstämmige Künstlerin, die in Berlin lebt. Während man in der Türkei zusammen unter einer Decke schläft, sind in Deutschland individuelle Plumeaus Standard, musste sie erstaunt feststellen. Performativ verschränkt sie die beiden verschiedenen nationalen Schlafgewohnheiten durch das Zerschneiden und Zusammennähen türkischer und deutscher Decken.
Und sonst, Beziehungsstatus? Schwankend. Eine knallrot lackierte Spielplatz-Wippe (man darf aufsteigen) pendelt zwischen "I love you" und "I need space for myself". Selbes Thema, andere Ausführung. Außerdem geht sie der interessanten Frage der Instagram-konformen Selbstverpixelung von Brustwarzen nach – mit wunderschönen analogen Mosaiken aus handkolorierten Kacheln.
Stand J07

Stand der Galerie Judith Andreae, Art Düsseldorf, 2025