Die Künstlergruppe "Zentrum für politische Schönheit" (ZPS) hat vor dem Bundeskanzleramt in Berlin einen Sammelcontainer für Waffen errichtet. Die Installation ist in Bundeswehr-Flecktarnmuster bemalt und erinnert an eine Abgabestelle für Altkleider. "Wir suchen unsere Waffen" steht auf dem Container, der am Montagmorgen im Berliner Regierungsviertel aufgestellt wurde. Gleichzeitig wurde eine Website freigeschaltet, die optisch an eine offizielle Seite der Bundeswehr erinnert.
Hintergrund der Aktion ist die Tatsache, dass beim deutschen Militär Waffen und Sprengstoff vermisst werden. Dabei handelt es sich mindestens um 60 Kilogramm Sprengstoff, 100 Dienstwaffen und Zehntausende Schuss Munition. Mehrfach wurden vermisste Waffen in Privatbesitz von Mitgliedern der Bundeswehr beziehungsweise der Spezialkräfteeinheit KSK gefunden. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte das Kommando Spezialkräfte in diesem Sommer wegen Rechtsextremismus in den eigenen Reihen unter Bewährung gestellt. Wenn sich der Verband nicht von innen reformiere, müsse er aufgelöst werden. Kramp-Karrenbauer nannte in diesem Zusammenhang das Datum 31. Oktober. Bis dahin sollte das KSK Zeit bekommen, um sich zu verändern.
"Seit Jahren entwenden rechtsextreme Netzwerke in der Bundeswehr ungestraft Munition und schwere Waffen, um sich für einen Bürgerkrieg auszustatten", heißt es nun in einem Statement des ZPS. Der Sammelcontainer sei eine Möglichkeit, die vermissten Waffen zurückzugeben. Bis 31. Oktober solle das für die Soldaten straffrei möglich sein.
Aufklärungskampagne bis Mitte Dezember
Das Künstlerkollektiv gibt in seiner Erklärung an, mit dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) zu kooperieren, was jedoch von dessen Seite nicht bestätigt ist. Mit einer Aufklärungskampagne wolle sich das ZPS bis Mitte Dezember an die Öffentlichkeit wenden. Für Hinweise auf Bundeswehrsoldaten, die Waffen gestohlen und versteckt haben, setzen die Künstler laut eigenen Angaben ein "Kopfgeld" von je 1000 Euro aus.
"Obwohl die Verteidigungsministerin oberste Dringlichkeit anordnete, konnte der MAD bislang keine größeren Mengen der geklauten Waffen zurückholen", heißt es weiter in der Erklärung des ZPS. "Deshalb haben wir den Laden jetzt übernommen", wird Stefan Pelzer zitiert, der als "Eskalationsbeauftragter" des ZPS vorgestellt wird.
Das "Zentrum für politische Schönheit" macht seit Jahren mit provokanten Aktionen auf sich aufmerksam. So baute es eine Nachbildung des Berliner Holocaust-Mahnmals neben das Haus von AfD-Politiker Björn Höcke und gab an, die sterblichen Überreste von ertrunkenen Geflüchteten vor dem Reichstag beerdigt zu haben. Im vergangegen Jahr hatte das ZPS eine Stele im Berliner Regierungsviertel aufgebaut, die nach eigenen Angaben die Asche von Holocaust-Opfern enthielt. Nach Kritik von jüdischen Verbänden entschuldigten sich die Aktivisten und bauten die Säule vorzeitig wieder ab.