"Denunzieren Sie noch heute Ihren Arbeitskollegen, Nachbarn oder Bekannten und kassieren Sie Sofort-Bargeld. Helfen Sie uns, die entsprechenden Problemdeutschen aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst zu entfernen", heißt es in dem Aufruf zu der Aktion mit dem Titel "Soko Chemnitz".
Das Künstlerkollektiv will drei Millionen Bilder von 7.000 "Verdächtigen" ausgewertet haben. "Das Ziel: den Rechtsextremismus 2018 systematisch erfassen, identifizieren und unschädlich machen." Auf einer eigens eingerichteten Website wird bis zu 90 Euro für Hinweise zu Personen angeboten, wenn man deren Namen, Adresse und Arbeitsstelle angibt und Fotos hochlädt. "Soko Chemnitz"-Unterstützen können durch Spenden die Belohnung aufstocken. In einem "Recherchebüro OST" in Chemnitz soll den Denunzianten Bargeld ausgezahlt werden. Außerdem gibt die Website Tipps für Arbeitgeber zur Kündigung der Rechtsextremen, etwa "wegen Rufschädigung".
Das "Soko-Chemnitz"-Portal erinnert einerseits an die AfD-Meldportale gegen Lehrer und Schulen, anderseits an Aufrufe der Hamburger Polizei nach den Ausschreitungen zum G20-Gipfel 2017. Inwiefern die ganze Aktion als Parodie zu verstehen ist und ob die auf der Seite gezeigten Personen real existieren, blieb zunächst unklar.
Das seit 2008 bestehende Zentrum für Politische Schönheit um den Theaterregisseur und Aktionskünstler Philipp Ruch betreibt Kunst am Rande des politischen Aktivismus. Aufsehen erregte das Kollektiv 2014 mit einer gefälschten Erklärung, dass die Bundesregierung angeblich Flüchtlingskinder aus Syrien aufnehmen wolle, und durch die "Entführung" von Gedenkkreuzen für die Mauertoten. 2015 ließ das Zentrums für Politische Schönheit aus Protest gegen die EU-Flüchtlingspolitik in Berlin eine Frau bestatten, die nach Angaben der Gruppe im Mittelmeer ertrunken war. 2016 wollten die Künstler in Berlin mit lebendigen Tigern und der Aktion "Flüchtlinge fressen" die Bundesregierung unter Druck setzen. 2017 bauten die Aktivisten eine Nachbildung des Berliner Holocaust-Denkmals vor dem Haus des AfD-Politikers Björn Höcke in Thüringen.