Der Weg zur eigenen Tattookunst ist lang und ausgefeilt: Man erwirbt zunächst nur das Recht an einem bestimmten Werk und bekommt ein Zertifikat, einen Print mit dem Motiv und dann noch mal das Motiv als Transfer-Vorlage, damit kann man zu einem Tätowierer seiner Wahl gehen kann – oder auch ewig auf die Realisierung warten. Auch eine Weitergabe ist möglich, allerdings nur als Geschenk und nur drei Mal. Als fertig gilt das Werk erst dann, wenn ein Foto des realen Tattoos bei der Initiative Works on Skin eingetroffen und auf der Website hochgeladen ist.
Das Team um Holm Friebe, Annette Walter und andere verfolgt mit dem gleichzeitig verspielten und akribisch ausgearbeiteten Projekt das alte Ziel der künstlerischen Avantgarden: die Idee davon zu erweitern, was ein Kunstwerk ist, wo es beginnt und wo es endet. "Wir machen etwas Neues, das noch nicht gemacht wurde. Und wir machen etwas sehr Altes, das zu den Anfängen der Kulturgeschichte oder gar der Menschheitsgeschichte zurückreicht", heißt es in dem Manifest von Works on Skin.
Künstlerinnen und Künstler wie Gregor Hildebrandt, Jim Avignon, Tracey Snelling oder Charlie Stein haben Werke entworfen, die sich die Käuferinnen und Käufer in die Haut stechen lassen können – auch Timm Ulrichs ist dabei, der Vater aller zeitgenössischer Tätowierkunst, der sich schon 1974 eine Zielscheibe über das Herz zeichnen ließ und das als ein Stück Körperkunst verstand.
Insgesamt 17 Motive sind verfügbar, jeweils in einer Auflage von 100. Die Preisgestaltung versucht trickreich, den Jagdtrieb der Sammlerinnen und Sammler zu kitzeln: Die ersten zehn Exemplare kosten jeweils 100 Euro, danach springen die Preise alle zehn Nummern hoch bis zu Summen zwischen 300 und 2000 Euro. Insgesamt sehr überschaubare Preise – aber man investiert ja auch potenziell die eigene Haut.
Ob das Spiel aufgeht und die Initiatoren wirklich den Markt rocken wie geplant, wird man bald feststellen. Ab Sonntag, 25. August, sind die Motive der Kunstwerke auf der Website verfügbar. Ab dem 31. August startet der Verkauf.