Die berühmte Instagram-Memistin Svea Maus hat kürzlich ihren ersten Roman vorgelegt. Als Autorin heißt sie Mausolf mit Nachnamen, und in ihrem Buch "Image" (französisch ausgesprochen) streift sie mit genauestem Blick auch die Kunstszene, also sowohl die Art-Basel-Hong-Kong-Biennale-Blase als auch die der Nachwuchskünstlerinnen, die aufgrund von falscher Herkunft nie zum Sammlerdinner eingeladen werden. Und in ihrem Roman schreibt sie diesen Satz: "Man muss sich in der Nähe von Kunststudentinnen nur zweimal im Kreis drehen und hat direkt ein Schlangentattoo auf den Brüsten."
Kunst und Tattoos, das scheint also zusammenzugehören. Nicht wenige halten Tätowierungen gar selbst für Kunst. Und so ist es nur logisch, dass die Berliner Unternehmung "Works On Skin" nun in die zweite Runde geht und Editionen von Kunstwerken als stechbare Tattoos verkauft. Genauer: Künstler zeichnen was, "Works On Skin" verkauft es, gibt den Schöpfern 50 Prozent des Preises ab, und die Käuferinnen und Käufer können es stechen lassen, müssen jedoch nicht. Der Verkaufsslogan lautet allerdings "Live with it!". Was man durchaus auch aktivistisch verstehen könnte oder soll.
"Works On Skin" – den Namen hat sich die Malerin Charlie Stein ausgedacht – ist eine Gruppe um Autor, Kunstkenner und Sammler Holm Friebe, der mit dem Buch "Wir nennen es Arbeit" oder der angewandten Corona-Hilfe "Direkte Auktion" bekannt wurde. Den ersten Verkauf startete die Initiative im Sommer 2024, und laut eigener Aussage sind über 150 Editionen aller 17 damals teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler in limitierten Editionen von jeweils 100 Exemplaren verkauft worden.
Wenn man sich "I’ll never get a Tattoo" stechen lässt
Über 15 Werke seien angeblich auch in der Haut realisiert worden. Wobei, man sieht die Beweisfotos auf der projekteigenen Website: darunter eine Katze von Charlie Stein, ein Haus von Tracey Snelling oder ein Drip von Lukas Troberg. Für Tintlinge also durchaus ein attraktives Portfolio. Muss jeder und jede selbst wissen.
Aber ja nicht nur, auch der Kunstkauf soll hier promotet werden. In der nächsten Runde sind nun über 20 neue Künstlerinnen und Künstler für weitere Editionen gewonnen worden, und die kann man sich durchaus auch über das Sofa oder sonst wo hinhängen. Bianca Kennedy hat ein gewichthebendes Häschen gezeichnet, Brad Downey einen Schriftzug mit Kraftworten geschrieben. Von Eva & Adele gibt es einen Harlekin. Und Andreas Hachulla hat eine Berghain-Box (hört man da noch durch Function One oder Kirsch-Audio? Ich weiß es doch auch nicht mehr) beigesteuert.
Insgesamt, muss man sagen, fallen die Motive diesmal noch tätowierbarer aus als im ersten Wurf. Auf der anderen Seite gibt es auch manchmal Insider-Humor, wie bei "I’ll never get a Tattoo" von Daniele Sigalot.
Bei den Kunststudentinnen mit Schlangentattoo
Über die Preisgestaltung gibt es Folgendes zu sagen: Schneller Zugriff lohnt sich, denn die Beträge starten für alle bei 100 Euro (zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer und 2,5 Prozent KSK-Abgabe und Versandkosten). Danach springen die Preise alle zehn Nummern nach oben. Allerdings gibt es unterschiedliche Grenzen, die die Künstler selbst festgelegt haben. Die letzten Nummern kosten irgendwo zwischen 300 und 2000 Euro. Am 17. April startet der Verkauf um 12 Uhr.
Und auch in diesem Jahr gibt es wieder Echtheitszertifikate und die übergeordnete Idee ist ebenfalls dieselbe: Die Editionen dürfen nicht weiter verkauft, nur verschenkt oder vererbt werden. So sollen sie dem Kunstmarkt entzogen werden.
Womit man sich hier also ideologiemäßig nicht in der Art-Basel-Hong-Kong-Biennale-Blase befindet, sondern passenderweise bei den Kunststudentinnen mit Schlangentattoo. Dass Initiator Holm Friebe sehr engagiert versucht, diese Welten zu kreuzen, ist ihm hoch anzurechnen. Denn grundsätzlich ist ja genügend Kuchen da. Und dass die Nachfrage am Markt für niedrigpreisige Kunst wächst, im Gegensatz zur hochpreisigen Auktionsware, das konnte man ja unlängst schon der Fachpresse entnehmen.