Für Wolfgang Tillmans ist jede Ausstellung eine Installation. Deshalb legte der 48-jährige Fotokünstler auch kräftig mit Hand an beim Aufbau der Ausstellung "Wolfgang Tillmans 2017", die an diesem Mittwoch in der Tate Modern in London eröffnet wird.
"Wir sind davon überzeugt, dass Wolfgang einer der aufregendsten, interessantesten und wichtigsten Künstler der Gegenwart ist", sagte Tate-Direktorin Frances Morris am Dienstag. Bei seiner Arbeit gehe es um das "Jetzt und um die Präsenz der Vergangenheit in der Gegenwart."
Über 14 Räume zeigt die Tate Tillmans Arbeiten von 2003 bis heute, seinen Übergang von Analog-Kamera zur Digitaltechnologie, "abstrakter" Fotografie, Porträts, Stillleben Video und Musikprojekten. Ein ganzer Raum wird Plakaten und Anti-Brexit-Aufrufen gewidmet.
Zu sehen sind unter anderem die Werke "Sendeschluss", "The State We're In", "Lampedusa" und "astro crusto" - das Bild der zerfleischten Hummer mit der Fliege. "Tillmans schießt keine Fotos, er kreiert Bilder", sagte der scheidende Tate-Direktor Chris Dercon, der die Ausstellung noch vor seinem Wechsel nach Berlin konzipiert hatte.
Tillmans liebe die Fotografie und zeige zugleich sein Engagement für die Welt, sagte Dercon. Er sei an Ethik und nicht an Technologie interessiert. "Er ist der Renaissance-Mann des 21. Jahrhunderts."
Tillmans selbst gab sich eher bescheiden. Er erwarte nicht, dass die Besucher seine Arbeit "100 Prozent" verstünden, sondern hoffe auf "Resonanzen hier und da." Er wolle den Menschen Mut machen, in der heutigen Welt keine Angst zu haben, sondern sich zusammenzuschließen und sie gemeinsam zu genießen.
Tillmans, der Anfang der 1990er Jahre in England studierte, erhielt im Jahr 2000 als erster Nicht-Brite und Fotograf den renommierten Turner-Prize. Mit einer Plakatkampagne engagierte er sich gegen den Brexit, über den er sich zutiefst enttäuscht geäußert hat. Er lebte mehr als 20 Jahre lang in London und ist auch Ehrenmitglied der renommierten Royal Academy.