Frühjahrsauktionen

Wolfgang Joop verkauft Arbeiten von Tamara de Lempicka

Als Wolfgang Joop sich von seiner Frau trennte, so erzählte er einmal, war das Einzige, das er mitnahm, ein Gemälde von Tamara de Lempicka. Am 5. und 6. Mai werden in New York, im Auktionshaus Sotheby's, zehn Gemälde der Künstlerin versteigert - und sie alle stammen aus der Sammlung Joop. Ist der deutsche Modedesigner nun auch Opfer der Finanzkrise geworden, dass er sich von seinen Schätzen trennen muss? Zeitgleich bietet etwa der Maler Julian Schnabel bei Christie's ein erstklassiges Picasso-Gemälde zum Verkauf - Schnabel hat sich mit einem Bauprojekt übernommen und ist in Zahlungsschwierigkeiten geraten.
 
Finanzprobleme habe er definitiv nicht, beteuerte Wolfgang Joop im Vorfeld der Auktion. Nach dreißig Jahren brauche er einfach "Freiheit und leere Wände", denn er wolle selbst wieder als Künstler arbeiten. Nun behalte er nur noch ein paar Rokoko-Bilder. Auch werde er die Arbeiten von Lempicka nicht sonderlich vermissen, weil er - mit Ausnahme zweier Werke - doch nie mit ihnen gelebt habe, denn ständig waren sie an Museen ausgeliehen.
 
Die Porträts der polnischen Art-Déco-Malerin Tamara de Lempicka, die von 1898 bis 1980 lebte, stehen wie wenige Arbeiten für ein neues, modernes Menschenbild der 20er-Jahre. Bei der Sotheby's Abendauktion am 5. Mai wird auch das "Portrait de la Duchesse de la Salle" von 1925 angeboten (Schätzpreis: 4-6 Millionen Dollar): Es zeigt die Herzogin lässig aufgestützt, mit Kurzhaarschnitt und Reiterstiefeln. Tamara de Lempicka, die selbst ein exaltiertes Bohemeleben führte, malte ihre Modelle in einer klaren, distanzierten Art - wobei die Porträtierten immer auf zeitgenössische Weise "cool" aussehen. Besonders diese Eigenschaft mag auch dazu beigetragen haben, dass die Künstlerin von heutigen Stars wie Madonna, Jack Nicholson oder eben Joop geschätzt wird.